Papierblumen

(Flores de Papel)

Ein Stück in 6 Szenen von Egon Wolff. Deutsche Bearbeitung Karl Bernheim   1D 1H 1Dek

Eva, eine noch relativ junge, attraktive, berufstätige Witwe kommt vom Einkaufen nach Hause. Sie wird begleitet vom jungen Mann Hecht, der ihr die schweren Taschen nach Hause trägt. Zunächst keine ungewöhnliche Situation. Sie ist ein ruhiger, zurückhaltender Typ, er dagegen ist verkommen, bizarr in Sprache und Manieren, mit krampfartigen Anfällen. Er hatte ihr im Geschäft seine Dienste angeboten, nun möchte sie sich bei ihm mit etwas Trinkgeld und einer Tasse Tee bedanken. Doch er nistet sich bei ihr ein. Eine ungewöhnliche Beziehung entsteht zwischen den beiden: als sie sich schon auf ihn einlassen will, zieht er sich immer wieder zurück, scheint völlig introvertiert. Ein Dämon reizt ihn, Bestehendes zu zerstören, Nippessachen zu zerbrechen, Möbel zu zerstören, den Kanarienvogel zu erwürgen, eine groteske Hochzeitsfarce aufzuführen - warum? Weil er Angst hat vor dem Zurück auf die Straße, vor Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit. Sie ahnt, was in ihm bei all seiner Bizarrheit vorgeht, hat Mitleid mit ihm, beginnt ihn zu lieben. Denn sie sieht Verwandtes in ihrer und seiner Situation. Und so erträgt sie ihn bis zum geradezu Unzumutbaren. "Papierblumen" hat zum Thema die Zerstörung. Systematische Zerstörung einer Wohnung, psychologische Zerstörung der geordneten Welt der bürgerlichen Heldin. Der Vorhang fällt über einem Haufen zerbrochener Dinge. Nur ein paar riesige Papierblumen beherrschen das wüste Milieu. Doch Hecht hat nicht nur Evas Welt zerstört, er hat sie von allem Künstlichen befreit, und auf dieser Grundlage können sie beide zu neuen Wegen aufbrechen.

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