Wir trauern um Christian Berg
Er war einer der umtriebigsten und produktivsten Kindertheatermacher. Ein echter Clown, Schauspieler, Buch- und Theaterautor.
Als ich mit meiner Familie unterwegs war, erreichte mich der Anruf aus dem Verlag: Das Demo-Band ist da! Am anderen Ende der Leitung wurde der Cassetten-Recorder angeworfen – ja, so lange ist das schon her und kommt mir doch wie gestern vor – und wir hörten die ersten Lieder, die Konstantin Wecker auf die Texte von Christian Berg komponiert hatte: Die „Wundersame Reise“ für das Jim Knopf-Musical. Ein – heute würde man sagen – Gänsehaut-Moment. Weitere Lieder, weitere Musicals folgten.
Es war eine Aufführung von „Der kleine Glöckner von Notre Dame“, bei der ich ihn das erste Mal getroffen hatte, und ich war beeindruckt von diesem quirligen, blitzschnellen Workaholic, einem Rattenfänger im besten Sinne und einer Suada, mit der er Menschen mitreißen und begeistern konnte.
Auf der Bühne, aber auch im „wirklichen“ Leben, wenn es denn so etwas überhaupt geben konnte für einen, der, wie er, für seine Sache brannte, 24 Stunden, rund um die Uhr, Tag und Nacht.
Lange bevor der Begriff Familien-Entertainment in aller Munde war, erschuf er – zusammen mit unterschiedlichen Komponisten, Bühnenbildnern, Schauspielern und Theaterleitern – Zauberwelten aus ganz viel Phantasie, in die er Omas, Opas, Onkel, Tanten, Eltern und ganz besonders die Kinder mitnahm.
Und die Menschen, egal ob klein oder groß, folgten ihm voller Begeisterung.
Mal bei Lesungen im kleinen Kreis, in Zirkuszelten, unter freiem Himmel und auch in den größten Musical-Theatern und Veranstaltungshallen.
Er ging ins Risiko, und nicht immer ging das gut aus.
Aber wie kaum ein anderer Mensch beherzigte er den Spruch, dass es nicht schlimm ist, wenn man hinfällt. Aber es ist wichtig, wieder aufzustehen.
Jetzt soll all das zu Ende sein.
Mit nur 55 Jahren ist er in seiner Heimatstadt Cuxhaven gestorben.
Aber seine Geschichten bleiben.
Mal laute und knallbunte, mal leise und traurige.
Solche, die Mut machen, die Spaß machen, die von den Stühlen reißen und zum Mitfeiern einladen.
Geschichten von starken Mädchen und starken Jungs – wundersame Geschichten.
Danke, Christian!
Wolfgang Neruda
– 18.01.2022