„30“ von Sofie Köhler gewinnt den Konrad-Hansen-Preis

Die Entscheidung der Jury fiel einhellig aus. Das Debütstück überzeugt als „heitere Feel-Good-Komödie im allerbesten Sinne: charmant, locker, leicht“, so die Juryvorsitzende Birgit Bockmann. Überreicht wurde der Preis vom Schleswig-Holsteinischen Landtagspräsidenten und Schirmherrn Klaus Schlie.

„Manchmal scheint die 30 näher am Ende zu sein, als jedes andere Alter“, so lässt die Autorin ihre Protagonistin Marie sprechen. Im Beruf ist man das junge Küken, dem die Welt zu Füßen liegt, für die Eltern immer noch „die Kleine“, und beim Thema „eigene Familie“ muss man sich langsam sputen, denn die biologische Uhr tickt schließlich unüberhörbar, und für das perfekte Glück braucht es ja auch noch einen Partner, zwei Kinder, ein abgeschlossenes Studium – am besten mit Master – und den stetigen Aufstieg in der Karriereleiter. Oder?
Es ist der Morgen nach Maries 30. Geburtstag, und vor allem ihrer Mutter, der übervorsichtigen Valerie mit einem leichten Hang zum Kontrollwahn, sowie dem ruhigen Vater Heinz, scheint es schwer zu fallen, zu akzeptieren, dass ihr Kind flügge wird. Da hilft auch Maries Übernachtungsbesuch Tom nicht, der aber „nur“ ein Freund sei und der Maries Eltern beim ersten Mal, mit nichts als einer Unterhose bekleidet, begegnet. Abgerundet wird das Ensemble durch Oma Klara, Valeries Mutter, die mit ihren 70 Jahren nominell schon im Rentenalter ist, aber noch voller junger Ideen steckt.
Die Figuren kennt man zum Teil aus eigenem Erleben, es wird nicht sofort alles gesagt, sondern mit leichter Hand schön entwickelt und gespielt. Im Untergrund schwelt etwas von enttäuschten Hoffnungen und Erwartungen, aber das alles ist komödiantisch gut verpackt. Es sind oft die kleinen Geschichten, die das Potenzial haben, große Gefühle zu wecken, das gilt im Alltag ebenso wie auf der Bühne. Zum guten Schluss dieses durch und durch unterhaltsamen und kurzweiligen Stückes bleibt – nach viel Lachen – das Erkennen, dass Menschen sich ändern können.

Sofie Köhler begeisterte sich schon als Teenagerin für die Kunst- und Kulturszene. Ob das Verfassen von Kurzgeschichten, das Singen in diversen Bandprojekten oder dem Unterhalten auf der heimischen Bühne – es ging ihr in Fleisch und Blut über. Nach anfänglichen Überlegungen, einen professionellen Weg in der Unterhaltungsindustrie einzuschlagen, entschied sie sich für ein Studium der Nordamerikanistik und Empirischen Sprachwissenschaften und zog aus dem Brandenburgischen nach Kiel, wo sie Mitglied der Niederdeutschen Bühne wurde.

Da ein geradliniger Karriereweg für sie keine Herausforderung darstellte, entschied sie sich nach ihrem Bachelor of Arts für ein neues Abenteuer und stürzte sich in eine Ausbildung zur Tourismuskauffrau.
Während ihrer Studien- und Ausbildungszeit beschäftigte sie sich mit dem Schreiben von Kurzgeschichten und nahm an ihrem ersten Wettbewerb teil. Mit dem Schriftstück „Round Dance Time“ schaffte sie es unter 25 Kurzgeschichten, die in einer Anthologie veröffentlicht wurden.

Neben ihrer Leidenschaft für das Theater und dem Schmieden von Fantasiewelten, bereist sie die Welt, um von anderen Kulturen zu lernen. Auch die Musik hat immer noch einen großen Stellenwert in ihrem Leben. Denn nur mit Musik, sagt sie, kann man heutzutage noch bei Sinnen bleiben.

Der 2012 verstorbene Autor, Intendant und Theatermann Konrad Hansen wurde zum Namensgeber des Autorenwettbewerbs, der vom Niederdeutschen Bühnenbund Schleswig-Holstein zum vierten Mal vergeben wurde.

Die Preisverleihung erfolgte am 2. Juni 2021 im Rahmen einer Festveranstaltung in den Räumen der Niederdeutschen Bühne Flensburg.

– 04.06.2021