Uraufgeführt

Mit vorsichtigen Schritten wagen Theater die Wiedereröffnung und zeigen dann auch noch Uraufführungen – chapeau!

Nachdem die Welt im Kultur-Koma gefangen war, gibt es erfreulicherweise immer mehr Häuser, die unter Einhaltung sämtlicher Regeln und Maßnahmen ihre Spielstätten wieder öffnen und die Erkenntnis, die uns daran mindestens genauso sehr freut: das Publikum nimmt das wiederkehrende Angebot dankend an und strömt in die Säle, um endlich wieder Theater live zu erleben!

Wir konnten bereits über die Uraufführung von Frank Piotraschkes Die Schmalspur-Gigolos im Münchner Theater … und so fort berichten und über die Uraufführung der ersten Corona-Komödie Ich hasse dich – heirate mich!, von Florian Battermann und Jan Bodinus – geschrieben während der Pandemie, Open-Air aufgeführt in der neuen Außenspielstätte der Komödie am Altstadtmarkt in Braunschweig.

Und es geht weiter: Seitenspringer heißt die neueste Komödie aus der Feder des versierten Autorenduos Kay Kruppa und Frank Pinkus, die am Weyher Theater auf die Bühne gebracht wurde.
Das ist umso bemerkenswerter, denn diese Komödie bringt gleich neun Darsteller auf die Bühne, und es gelingt hinreißend und mit einem gehörigen Augenzwinkern, selbst mit dieser in Corona-Zeiten erstaunlich großen Zahl die erforderlichen Abstände einzuhalten – und wenn es „zur Sache“ gehen soll, greift man zu ungewohnten Hilfsmitteln, die das Publikum immer wieder zu Szenenapplaus animieren.

Die Bühne zeigt das Hotel „Zum Seitensprung“, eine frisch umgebaute Familien-Pension, in der gleich drei Paare mit dem schönen NamenMüller ein Zimmer für eine Nacht buchen.

Paar Nummer Eins besteht aus Lenny und Vicky, gegen den Willen von Lennys Eltern frisch verheiratetes Ehepaar, das seine Hochzeitsnacht im mit viel Plüsch und rotem Samt ausgekleideten Hotel feiern möchte.

Nadja und Leo bilden Paar Nummer Zwei. Sie ist die dominante Endfünfzigerin, die ein Auge auf ihren Nachbarn geworfen hat, er ist der stieselige Steuerberater Ende vierzig, der selbst nicht weiß, was er will.

Und Paar Nummer Drei, das sind Bernhard, gemütlicher Senior, und Stella, selbstbewusste Firmenchefin.

Dazu kommen noch Ewald, der freche Portier, Lina, das sexy Zimmermädchen und der (so gar nicht) frivole Kellner Norbert, der mal Marcel, mal Boris und mal Luigi heißt, je nachdem, wer fragt.

„Der dramaturgische Garant für viele Momente und Situationen wie sie das Publikum beim Boulevardtheater liebt und erwartet“: keines der Paare sollte sich gegenseitig sehen, denn Nadja, die mit Leo den Seitensprung wagt, ist eigentlich mit Bernhard verheiratet, der mit Leos Ehefrau Stella eine gemeinsame Nacht verbringen will. Außerdem sind Nadja und Bernhard genau die Eltern, die von Lennys Hochzeit mit Vicky nichts mitbekommen sollen, eigentlich wäre es ihnen lieber gewesen, wenn der Lina, eigentlich Evelina, zur Frau genommen hätte.

Man sieht, in dieser Kombination liegt „reichlich Zündstoff für Lachsalven“, der in der „erotischen Verwechslungskomödie“ (Kreiszeitung; 12.10.2020) dem Publikum einen höchst amüsanten Abend bescherte. „Die Dialoge waren spritzig und voller Pointen, die Situationskomik kaum zu übertreffen … es fehlte an nichts.“ (Weser-Kurier; 12.10.2020). „Zahlreiche Lacher, häufiger Szenenbeifall und ein lang andauernder Schlussapplaus des am Ende stehenden Publikums waren ein wirklich verdienter Lohn und Dank.“ (Kreiszeitung; 12.10.2020)

– 13.10.2020