Schaurig-schöner Herbst

Die Zeit der schwindenden Sonne und der herbstlichen Stürme ist die Krimizeit schlechthin. Zwei neue Thriller feierten kürzlich Deutschsprachige Erstaufführung, und weitere lauern schon hinter der nächsten Ecke ...

Anfang Oktober war an der Komödie am Altstadtmarkt ein neuer Comedy-Thriller aus der Feder des kanadischen Grusel-Meisters Peter Colley, bekannt durch seinen Welterfolg Gänsehaut, zu erleben: Der Geister-Leuchtturm steht seinem Vorgänger in der meisterhaften Balance aus Schockmomenten, schaurigem Spuk und comic relief in nichts nach. Michaela Schaffrath glänzte in der zwielichtigen Rolle der Rowena, die von einem bösen Geist besessen scheint. Das Premieren-Publikum war begeistert und spendete „starken Applaus“ (Braunschweiger Zeitung; 12.10.2019). „Es ist ein bisschen wie in der Geisterbahn: Man weiß, es kann nichts passieren, aber dann erschrickt man bei jedem Geräusch“, fasste die Braunschweiger Zeitung in ihrer Kritik treffend zusammen. Darum geht's: Der alternde und eifersüchtige Josiah bezieht mit seiner bildschönen Frau Rowena einen einsamen Leuchtturm, wo er sich Ruhe und ungestörte Zweisamkeit verspricht. Man munkelt, dass dort finstere Mächte ihr Unwesen treiben. Doch das schreckt Josiah nicht. Es dauert nicht lange, und schockierende Ereignisse machen weder vor dem Ehepaar noch vor der Erwartung des gruselerfahrenen Publikums halt.

Eine weitere Deutschsprachige Erstaufführung wurde am 23. Oktober im schweizerischen Andwil gefeiert. Die „thearteria“ hat dort das perfekte Gruselstück zum Leben erweckt: Das Revival. Autor James Cawood, bekannt durch seinen intelligenten und wendungsreichen Krimi Ein brillanter Mord, hat nachgelegt. Das Ergebnis ist spannend und höchst verunsichernd bis zum Schluss. Denn das Stück, das hier zur Aufführung gelangen soll, ist verflucht! Während der Proben des lange verschollenen Geisterstücks, mit dem Regisseur Michael einen großen Coup landen will, geschehen immer mehr unheimliche Vorfälle, bis die Endprobe gefährlich aus dem Ruder läuft. Und das Publikum steckt mittendrin ... „Doppeltes Spiel: Was ist echt, was erdacht? Die Verwischung zwischen Schauspiel und Schauspiel im Schauspiel ist geglückt. Der Geist des Stückes wird real und schafft es, auch dem Andwiler Publikum einen Angstschauer einzujagen“, lobte das Tagblatt (24.10.2019). Auch den Herisauer Nachrichten (30.10.2019) gefiel die „spannende und witzige deutsche Uraufführung des Gruselstückes“, die mit „langanhaltendem Applaus“ (ebda.) bedacht wurde.

Deutlich heiterer, aber auch ziemlich knifflig wird es am 16. November im Österreichischen Monte Riso Theater in Reisenberg zugehen. Denn dort zeigt sich die Krimi-Parodie Mordstödlich! des Briten Peter Gordon das erste Mal im deutschsprachigen Raum auf der Bühne. Auf der Vorlage eines klassischen Whodunit mit bizarrem Ermittlungsduo und zahlreichen Verdächtigen entwickelt der Autor ein Feuerwerk an Wortwitz und Skurrilitäten, ohne seinen spannenden Mordfall aus den Augen zu verlieren. Denn bis zum überraschenden Schluss bleibt die Frage offen: Wer hat Lady Mildred auf dem Gewissen? Jeder könnte es gewesen sein!

Von Theaterleitern und Publikum herbeigesehnt, erscheint auch der jüngste Bühnen-Psychothriller nach der Vorlage des Bestseller-Autors Sebastian Fitzek: Das Paket. Durch ein ebensolches gerät die Paranoia der schwer traumatisierten Psychologin Emma, die sich nach einem gewaltsamen Überfall in einem Hotelzimmer zuhause verschanzt, außer Kontrolle. Doch ist das wirklich alles nur Einbildung? Oder will der „Friseur“, ein berüchtigter Serienmörder, dem sie lebend entkommen ist, sein Werk nun vollenden? Spannungsspezialist Marc Gruppe hat das Buch überzeugend für die Bühne adaptiert. Gänsehaut garantiert.

Die Fitzek-Thriller für die Bühne ziehen vielerorts viel Publikum. So feiert das Berliner Kriminaltheater bald die 100. Aufführung von Passagier 23. Auch Der Seelenbrecher und Die Therapie laufen dort mit kontinuierlichem Erfolg.

– 31.10.2019