Oskar Schindlers Liste bei Uraufführung begeistert gefeiert

Es gibt Geschichten, die kann, die muss man immer wieder und auch immer wieder neu erzählen. Die der Schoah, der Massenvernichtung der Juden in Deutschland, zählt unbedingt dazu, und bei der Uraufführung im Lessingtheater in Wolfenbüttel gelang es aufs Großartigste, ein ernstes Thema mit den Mitteln des Theaters auf die Bühne zu bringen.

Die Frage „Warum ausgerechnet Oskar Schindlers Liste“ stellte der Autor Florian Battermann an den Beginn einer Einführungsveranstaltung im ausverkauften Lessingtheater in Wolfenbüttel, wo am 23. Oktober 2018 sein Schauspiel Premiere feierte. Weitere ausverkaufte Aufführungen folgten, und die Frage beantwortet sich spätestens nach dem Besuch der Inszenierung quasi von alleine.

Die Idee zu seiner Theaterfassung entstand schon 1997, als in Hildesheim ein Koffer gefunden worden war, der Oskar Schindler gehörte. An diesem Punkt beginnt auch die Bühnengeschichte, in der zwölf Darsteller in 27 Rollen schlüpfen, und er hat aus dem Stoff ein packendes Bühnenstück entworfen, in dem die Zuschauer gemeinsam mit dem Ehepaar Staehr, das auf dem Dachboden der verstorbenen Annemarie einen Koffer Oskar Schindlers voller Dokumente findet, die unfassbaren Geschehnisse im Nazi-besetzten Krakau und später im mährischen Brünnlitz aufspüren. So reihen sich – angefangen mit Schindlers Ankunft in Krakau bis zur spektakulären Rettungsaktion – Schlüsselszenen aneinander, die sowohl die vielschichtige Figur Oskar Schindler plastisch werden lassen, als auch die Verhältnisse der damaligen Zeit, in der die Figuren agieren mussten. Die komplexen Beziehungsgeflechte, entstanden durch Bestechung, Machtgefälle, wirtschaftliche Interessen – oder auch Sympathie, die die Geschichte maßgeblich beeinflussen, vermag Battermann greifbar zu machen. Im Wechsel von haarsträubenden Ereignissen und Alltagsmomenten lässt er die Zuschauer nahe an das Geschehen und die Figuren heranrücken, die allesamt glaubwürdig und vielschichtig gezeichnet sind.

„Ein starkes Stück vom Sieg der Menschlichkeit" (Neue Braunschweiger) wird dort präsentiert, in der kein Übermensch gezeigt wird, sondern ein Mensch, der eine Entwicklung durchmacht. Wie wurde aus dem Glücksritter und Bonvivant ein Mann der mehr als 1.000 Menschen vor dem sicheren Tod bewahrte, und der sich dafür entschied, im Rahmen seiner Möglichkeiten und gelegentlich auch darüberhinaus seinen Beitrag zu leisten, um gegen das himmelschreiende Unrecht vorzugehen, und RTL Nord konstatiert: „Anders als in dem Heldenepos von Steven Spielberg betont die Theaterfassung auch die dunklen Seiten von Oskar Schindler und macht seinen Wandel zum Menschenretter noch spektakulärer“.

„Während Spielberg seinen Film mit spekakulär erschütternden Szenen aus dem Ghetto und dem Lager anreicherte, legen Autor Florian Battermann und Regisseur Lajos Wenzel den Stoff als dichtes Kammerspiel an.“ stellt die Braunschweiger Zeitung treffend fest, und so gelingt eine eindringliche Darstellung, bei dem es der Theaterprofi Florian Battermann sogar noch schafft, Raum für Unterhaltung zu lassen, so dass am Ende „solides, schnörkelloses, auf Typ besetztes Menschentheater“ (ebda) gezeigt wird, das das Publikum direkt erreicht, auch weil „Battermann interessante, mehrschichtige Figuren auf die Bühne gebracht“ hat (HAZ).

– 29.10.2018