Freilichttheater – sommers wie winters

Freilichtbühnen begeistern nicht nur im Sommer unter freiem Himmel ihr Publikum. Viele dieser Theater bieten großen und kleinen Zuschauern auch im Winter ein abwechslungsreiches Programm. Krimis, Komödien, Musicals, Klassiker, Märchen – all das zeigen Freilichtbühnen auch in der „zweiten Saison“. Viele von ihnen verfügen neben Open-air-Bühnen über Theatersäle, in denen sie ihrer Leidenschaft auch in der Schlechtwetterzeit frönen können. Sehr zur Freude des Publikums.

So kann man sich nach der Sommersaison beispielsweise bei den Westfälischen Festspielen Hamm freuen auf Kerry Renards Comedy-Revue Ganze Kerle!, ein mitreißendes Stück, das in einer fulminanten Travestie-Show endet. Oder aber auf Jürgen Hörners Nichts als Kuddelmuddel bei den Freilichtspielen Katzweiler, bei dem die Zunft der Theaterspieler selbst Anlass zu aberwitziger Komik gibt. Äußerst heiter wird es auch bei der Jagsttalbühne Möckmühl zugehen. Dort steht die britische Komödie Hexenschuss von John Graham auf dem Programm, die ein haarsträubendes Lügenkarussell in Gang setzt. Denn nicht nur steht Sallys Ehemann vor der Tür, während ihr Lover, ein bekanntes Fernsehgesicht, mit Hexenschuss in der Badewanne festsitzt, sondern hat der Gatte selbst noch seine Liebschaft im Schlepptau und eine neugierige Fernsehreporterin sägt am Saubermann-Image des Liebhabers in Nöten. Herrlicher, pointenreicher Komödienstoff! Eine charmante Komödie voll skurriler Charaktere – und somit großartiger Rollen – gibt's mit Die Haseldorf Sisters von Horst Vincon zu sehen im Theater unter den Kuppeln Leinfelden. Großartige Unterhaltung verspricht auch Joan Shirleys haarsträubend chaotische Komödie Murder by Sex, das die Burgspielschaur Burgholzhausen im Wintertheater zeigen wird. Die Freilichtbühne Hallenberg hat sich mit Außer Kontrolle für ein Stück des britischen Erfolgsautors Ray Cooney entschieden, eine schnelle Farce, die die Hauptprotagonisten aus dem Politmilieu in ein aberwitziges Netz von Notlügen verstrickt – einen Komödienhit, der kein Auge trocken lässt und der im Sommer 2018 auch bei den Burgfestspiele Bad Vilbel zu sehen sein wird. Derselbe Autor lässt in Und alles auf Krankenschein ein Krankenhaus zum veritablen Tollhaus werden. Sicherlich Lachmuskelkater bescheren werden damit die Ritterspiele Innsbruck ihrem Winterpublikum.

Auf Hochspannung hingegen setzt die Naturbühne Mandelbachtal mit Sebastian Fitzeks Thriller Der Seelenbrecher. Die gelungene Bühnenadaption von Marc Gruppe sorgt dank vielschichtiger Rollen, klaustrophobischen Settings und überraschender Wendungen für Gänsehaut bis zum finalen Showdown. Seit der Uraufführung an der Braunschweiger Komödie am Altstadtmarkt 2011 ist das Stück auf ungebrochenem Erfolgskurs.

Märchenhaft wird es bei der Winterproduktion der Freilichtbühne Lilienthal mit Ingo Sax' Aschenputtel. Weitere Freilichtbühnen setzen auf Märchen zur Winterzeit. So zeigt die Freilichttheater-Gemeinschaft Westerstede zum Beispiel Hänsel und Gretel aus der Feder von Karlhein Komm. Die Waldbühne Kloster Oesede aus Georgsmarienhütte präsentiert 2018 das Abenteuermusical Robin Hood junior von Timo Riegelsberger und Jan Radermacher und zuvor im Winter 2017 sein Rotkäppchen, das eine genauso moderne Ausdeutung des Grimm'schen Märchens bietet wie dessen Musical Rumpelstilzchen, zu sehen bei der Waldbühne Ahmsen. Auf Kinderbuchklassiker setzen zum Beispiel die Taunusbühne Bad Schwalbach und die Ritterspiele Innsbruck mit Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, einmal in der Version von Michael Ende selbst, einmal als Musical vom bewährten Duo Christian Berg und Konstantin Wecker. Ein weiterer Klassiker, nämlich Max Kruses Urmel aus dem Eis (Fassung: Frank Pinkus, Musik: Ines Lange und Jan-Henning Preuße), erobert die Winterbühnen der Festspiele Bad Camberg und des Naturtheaters Heidenheim.

– 24.10.2017