Weihnachten – Da müssen es (nicht immer) bekannte Titel sein

Schön soll es sein. Bekannt soll es sein. Denn das Märchen soll laufen. Das klassische Theater zur Weihnachtszeit zeigt meist ein allseits bekanntes Märchen oder lockt mit bekannten Figuren oder Titeln. Aber es geht auch anders. Mit viel Phantasie, Bühnenaktion und mitreißenden Geschichten überzeugen auch unbekannte Titel in der Vorweihnachtszeit immer mehr Bühnen – und ihr begeistertes Publikum – und füllen die Häuser.

In dieser Saison besonders beliebt sind zum Beispiel die vor Einfällen, Spielfreude, Witz und liebenswerten Figuren nur so schäumenden Stücke der Autorin Christina Stenger, in denen die Kinder im Publikum meist tatkräftig mithelfen müssen, um das Abenteuer zu einem guten Ende zu bringen. Und das geht weit über das schier unvermeidliche „wollt ihr, dass wir die Prinzessin retten?“ hinaus.

So geraten zum Beispiel in Philly Phantastico oder Die Erdmännchen im Elfenwald, zwei eher gemütliche Erdmännchen wider Willen, in die Elfenwelt, um den Ablauf der Jahreszeiten auf der Welt zu retten. Mitzuerleben war das zum Beispiel jüngst im Haus der Begegnung Maintal, zuvor bei der Freien Bühne Oppenau und dem Theaterverein Saargold-Humes.

In Isidor wird Nachtgespenst gerät ein Gespensterschüler durch einen falschen Zauber in die Bredouille und muss nicht mehr nur seine Gespenster-Prüfung bestehen, sondern mit Hilfe seiner Freunde – und der Kinder im Publikum, die mit den Geistern Geheimfächer knacken, Geisterfallen öffnen oder Gespensterjäger in Bann schlagen – verhindern, dass er sich für immer in Nebel auflöst. So geschehen z.B. beim TV Sottrum.

Beliebt ist auch das Aufeinandertreffen der Spaßmacher und Miesmuffel in Kiki Kichererbse wird Königin, in dem die mutige Kiki und ihr Freund Louis Lachkrampf es schaffen, eine übel gelaunte Koboldbande von ihrem Bann zu erlösen. Zu sehen war das kürzlich bei der VB Jenfeld und den Heimatfreunden Linsburg.

Spannende Abenteuer gilt es auch zu bestehen in Sebastian Sternenputzer und der Regenbogen, in dem Sebastian und die Sternenhüpfer Schnick und Schnack ein Stück Sonnenglut beschaffen müssen, um den kranken Sandmann zu heilen. Die Sonne aber hat ganz andere Sorgen – denn die Existenz des Regenbogens ist bedroht ... Gerettet wurde er zuletzt tatkräftig bei der Theatergruppe Alberndorf, der StudioBühne Dreieich und der Jungen Bühne Seesen.

In einem großen Abenteuer muss Kalle im Traumland nicht nur die Prinzessin Luna vor dem Feuerfritzen retten, sondern auch seine Phantasie wiederfinden, ohne die er nicht in seine Welt zurückkehren kann. Begeistert half man ihm dabei zum Beispiel bei der Dornheimer Theaterkiste.

Natürlich gibt es auch ein eigens für Weihnachten kreiertes Stück: In Wie Puck Weihnachten rettet bringen zwei vorwitzige Weihnachtselfen das Fest in ernste Gefahr, die es trickreich abzuwenden gilt. So geschehen z.B. bei der NDB Buchholz, dem Laientheater Norderney, dem TSV Pfungstadt, der Wentorfer Bühne oder beim Theaterverein „Maulwürfe“ aus Wadgassen.

Erst kürzlich haben wir zwei neue Stücke von Christina Stenger neu ins Programm aufgenommen – und schon werden sie zur Weihnachtszeit uraufgeführt. Piraten in der Rumpelkammer war am 3. Dezember erstmals zu sehen bei der Bühne 93 in Hannover und drei Tage später folgte schon die nächste Premiere in Kulmbach. Mordskrawall im Hühnerstall kommt am 18. Dezember bei der Breitnauer Bauernbühne heraus. Während das erste Stück in kleiner Besetzung ein Fest der Phantasie entzündet, ist beim zweiten der Name Programm. Hier können zahlreiche kleine und große Darsteller mitwirken und einen Riesenkrawall anzetteln, um den Hof vor dem Überfall eines gefräßigen Fuchses zu retten.

Weitere bezaubernde moderne Märchen stammen aus der Feder von Angelika Bartram. In ihrer Reihe „Phantastisches Erlebnistheater“ versammelt sie geistreiche und sehr phantasievolle Stücke. Gern gewählt wird zum Beispiel ihr Mondragur oder Die Geschichte vom Goldenen Ei, in dem Wolkenfee Klara das geheimnisvolle Rätsel vom Goldenen Ei lösen muss, um sich vor dem bösen Dämon Dramur zu retten. Wie sie das geschafft hat, war dieses Jahr zu erfahren im Künstlerforum Jever und beim Theaterverein Rellingen.

Ein ebenso intelligentes wie urkomisches Kinderstück präsentiert Roswitha Zauner. Mit Oskar legt ein Ei führt sie nicht nur voll praller komödiantischer Spielfreude, sondern auch sehr einleuchtend vor Augen, wie wichtig es ist, Arbeit richtig zu verteilen. Denn der despotische Bauer verlangt unmögliches von seinen Tieren. Die Henne soll schwere Lasten tragen, der Esel Mäuse fangen und der Hund Eier legen – bis die Tiere den Aufstand planen und den Bauern mit seinen eigenen Mitteln bekehren. Gezeigt wurde dies jüngst bei der Schmalfelder Bühne und den Nienhofer Laienspielern.

Der Mond flieht vor der glühenden Liebe der Sonne, der er eigentlich doch selbst sehr zugetan ist. Doch ihre Strahlen sind viel zu heiß. Auf seiner Flucht hat er so manch einschneidende Begegnung und begreift, dass er eine Lösung finden muss. Wie die beiden so gegensätzlichen Pole einen Weg finden, miteinander glücklich zu leben, das erzählt das poetische kleine Kabinettstück Sonne, Mond & Sterne von Paula Bettina Mader auf bezaubernde Weise. Anfang Dezember war das zu erleben beim Theater aus dem Nichts.

– 16.12.2016