Jetzt wird's Wilde!

Geschliffene Dialoge, brillanter Witz und trockener britischer Humor: Die Komödien von Oscar Wilde gehören zu den unsterblichen Klassikern der Bühne. Zwei seiner hintersinnigen Gesellschaftskomödien erscheinen in topaktueller Neubearbeitung.

Turbulent geht es in Oscar Wildes Bunbury oder Ernst sein ist alles zu: Algernon Moncrieff sorgt treu für seinen kranken Freund Bunbury. Ernst Worthing will Algernons Cousine Gwendolen heiraten, was ihre Mutter verbietet, weil er ein Waisenkind ungewisser Herkunft ist. Fast erübrigt sich zu erwähnen, dass Bunbury gar nicht existiert und Ernst eigentlich Jack heißt. Gwendolen wiederum will unbedingt einen Ernst heiraten. Als Algernon sich dann ebenfalls als Ernst ausgibt und sich in Jacks Mündel Cecily verliebt, nimmt das Komödienkarussell erst richtig Fahrt auf: Nun sind beide Frauen mit Ernst verlobt, den es doch gar nicht gibt. Zwei stoische Butler, ein taufwilliger Pfarrer und eine Gouvernante mit geheimnisvoller Vergangenheit runden das Personal dieser brillanten Komödie ab, die höchst unterhaltsam manche überkommene gesellschaftliche Regel aufs Korn nimmt. Am 24. November feiert unter der Regie von Anatol Preissler die temporeiche Neufassung, die auf der Basis der gemeinsam mit Maria Harpner geschaffenen Übersetzung von ihm bearbeitet wurde, Premiere am Hamburger Ernst Deutsch Theater, das „ein wahres wahres Satire-Feuerwerk entfacht“ (Morgenpost), und diese Neufassung kommt an: „Plötzlich klingt das alles sehr frisch“ stellt der NDR fest, und so erleben die Zuschauer „eine kluge und böse Sicht auf ein Stück, das weit über den Boulevard hinausweist“ (Hamburger Abendblatt), und so ist es nicht verwunderlich, wenn „während der Vorstellung viel gelacht und am Ende enorm geklatscht wird.“ (Die Welt)

Und auch Oscar Wildes scharfzüngige Komödie Lady Windermeres Fächer präsentiert sich in taufrischem Gewand: Die kanadische Erfolgsautorin Kerry Renard nahm sich des Stoffs an, an dessen Beginn nicht das titelgebende Geburtstagsgeschenk Lord Windermeres an seine Ehefrau steht, sondern scheinbar unschuldiger Nachbarschaftstratsch. Denn Lady Windermeres Verehrer Lord Darlington und ihre neugierige Nachbarin erzählen der jungen Mutter brühwarm, dass ihr Mann regelmäßig die berüchtigte Mrs. Erlynne besucht und ihr bereits große Geldsummen überwiesen hat. Als Lord Windermere seine Frau dann auch noch nötigt, Mrs. Erlynne zu ihrer Geburtstagsfeier einzuladen, scheint der Fall klar: Er hat eine Geliebte. Kurzerhand beschließt Lady Windermere, es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen. Sie begibt sich in Lord Darlingtons Wohnung, der aus seiner Bewunderung für sie keinen Hehl gemacht hat. Und ausgerechnet Mrs. Erlynne ist es nun, die Lady Windermere vor den Folgen ihres impulsiven Handelns bewahrt und durch überraschende Selbstlosigkeit ein glückliches Ende herbeiführt ...

– 24.11.2016