Ein Abenteurer (nicht nur) im Geiste – Ingo Sax wird 75

Erst Schlosser, dann Fernfahrer, später Psychologe und schließlich Autor: Seine Biographie liest sich wie ein Abenteuerroman der von ihm geliebten Autoren Jack London und Joseph Conrad. Der gebürtige Hamburger ist viel herumgekommen, und das merkt man seinen Stücken an, die – egal, ob ernst oder komisch – stets aus dem vollen Leben schöpfen.

Zur Autorenkarriere kam Ingo Sax – wie man so schön sagt – wie die Jungfrau zum Kind. Aus Übungen im Maschineschreiben fürs Psychologiestudium wurden erste Geschichten, 1984 sendete Radio Bremen sein erstes Hörspiel, und schließlich zog es ihn zur Bühne – natürlich in niederdeutscher Sprache. In der Spielzeit 1985/86 landete er seinen ersten dramatischen Volltreffer am Hamburger Ohnsorg-Theater: Blifft all'ns in de Familie. Nach einer Reihe weiterer Komödien wandte sich der umtriebige Nachfahr des Instrumentenerfinders Adolphe Sax dem ernsten Genre zu: In Güstern eerst un morgen wedder thematisierte er die NS-Verbrechen der Deutschen an den Sinti und Roma. Mit Amaretto machte er seinen ersten Ausflug ins Krimi-Milieu. Danach stellte Sax mit Amanita die psychologische Studie einer „Zwangsschweigerin“ vor. Für dieses Stück wurde ihm beim Autorenwettbewerb des Niederdeutschen Bühnenbunds Niedersachen/Bremen der erste Preis zugesprochen.
Darüber hinaus ist Ingo Sax Autor zahlreicher Märchenbearbeitungen, die sich allesamt durch eigenwillige Originalität auszeichnen, darunter Klassiker wie Frau Holle, Der Froschkönig, Der gestiefelte Kater und Dornröschen sowie höchst unterhaltsame Dramatisierungen von Sagen wie Zeus & Consorten oder Das Ding der Nibelungen.
Ingo Sax gehört heute zu den besten plattdeutsch schreibenden Autoren, und seine Stücke sind Standards geworden. Jüngst wurde seine typisch-untypische Bauernkomödie Lütte witte Siedenschoh auf der Plattdütschen Bühn' Tangstedt von Publikum und Presse gefeiert.
Er hat der niederdeutschen Theaterliteratur wertvolle Impulse gegeben und immer wieder neue Inhalte zum Thema seiner Stücke gemacht. Für diese Verdienste wurde er am 22. September 1991 mit dem Fritz-Reuter-Preis der Hamburger Stiftung F.V.S ausgezeichnet.
Wir gratulieren von Herzen zum Geburtstag!

– 17.11.2015