Verrückt und durchgeknallt
Verrückt, durchgeknallt, crazy? Auf der Bühne kein Problem. Im Gegenteil: Wenn die Protagonisten von Theaterstücken anders sind, besonders, ungewöhnlich, dann wird es erst richtig spannend.
Als verrückt gilt Karl in Frank Pinkus' Komödie Mit deinen Augen, weil er sein ganzes Leben allein mit seiner Mutter auf einer Hallig verbracht hat. Er selbst bevorzugt allerdings die Bezeichnung „erstaunlich“. Nach dem Tod seiner Mutter wird er in eine geschlossene Anstalt eingewiesen. Von dort entflohen, landet er bei Anna, einer geschiedenen Anwältin mit einem „normal“ verbissenen Blick auf das Leben. Spontan beschließt Anna, vor Gericht Karls Freiheit zu erwirken. Noch ahnt sie nicht, wie sehr das Zusammensein mit ihm auch ihr Leben und ihren Blick darauf verändern wird ... „Feinfühligen Witz“ attestierte die Rhein-Zeitung dieser modernen und durchaus gesellschaftskritischen romantischen Komödie.
Ebenfalls aus der Feder von Frank Pinkus stammt Crazy, die ebenso anrührende wie unterhaltsame Geschichte der Psychiatriepatienten Fritz, Kurt, Max, Konrad und Dirk. Als Fritz erfährt, dass er nicht mehr lange zu leben hat, lädt er seine vier Freunde kurz entschlossen zu einer Reise nach Rom ein und verspricht, jedem von ihnen unterwegs einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen. Ein zauberhaft lebensbejahender Road-Movie über fünf Menschen, die anders sind – und dann so anders doch wieder nicht.
Eine Begegnung mit waschechten Verrückten wünscht sich Rentier Philipp Klapproth, um bei seinen Stammtischkumpanen mit einer Skandalgeschichte prahlen zu können. Da er seinem Neffen Alfred eine saftige Finanzspritze in Aussicht stellt, bringt dieser den unternehmungslustigen Senior kurzerhand in die biedere Pension Schöller, deren Gäste bei aller Exzentrik eigentlich völlig normal sind. Und so sind bei der Begegnung Klapproths mit Schriftstellerinnen, Großwildjägern und cholerischen Ex-Soldaten höchst vergnügliche Missverständnisse vorprogrammiert. Mit Pension Schöller schufen die Autoren Carl Laufs und Wilhelm Jacoby eine echte Kult-Komödie, die immer wieder mit „Applaus und schallendem Gelächter“ (Kölner Wochenspiegel) belohnt wird.
Verrückt und durchgeknallt – das ist auch die gute Fee in Christian Bergs und Melanie Herzigs Erfolgsmusical Wachgeküsst, einer rockig-temporeichen Neubearbeitung des Dornröschen-Stoffs mit der eingängigen Musik von Konstantin Wecker. So sagt sie zumindest. Und dass sie und alle anderen damit durchaus gut fahren, das bezeugen eine Menge frecher Songs und witziger Dialoge. Denn bei diesem Dornröschen ist alles ein bisschen anders als sonst: Oder hat man schon mal gehört, dass Schneeweißchen und Rosenrot oder der Froschkönig in diesem Märchen auftreten? Eine durch und durch witzige und temporeiche Adaption des altbekannten Stoffs mit viel Gelegenheit zum Mitmachen und Mitraten.
Verrückter Hutmacher, verrückte Teeparty, verrückte Königin: Dass Lewis Carrolls Alice im Wunderland mit reichlich wunderlichen Gestalten aufwarten kann, das ist bekannt. Kein Wunder also, dass das phantastisch-philosophische Buch über die Abenteuer der jungen Alice im Land der Herzkönigin auch auf der Bühne längst Kultstatus hat. Bei uns liegt der beliebte Stoff denn auch in gleich drei verschiedenen Bearbeitungen vor: in den Sprechtheaterfassungen von Eberhard Möbius und Jan Bodinus sowie als rockig-abgedrehtes Musical von Christian Berg und Mirko Bott mit der Musik von Rainer Bielfeldt.
– 20.03.2015