Die Erzlausbuben feiern Jubiläum

Im Jahr 1865 bot der damals 33-jährige Dichter und Maler Wilhelm Busch seinem Verleger ein neues Werk an: „Die Geschichte von Max und Moritz, die ich zu Nutz und eigenem Plaisir auch gar schön in Farbe gesetzt habe“. Er hätte sich wohl kaum träumen lassen, dass diese Geschichte zu seinem größten Erfolg werden würde. In diesem Jahr feiern Max und Moritz ihren 150. Geburtstag. Wir gratulieren!

„Ach, was muss man oft von bösen
Kindern hören oder lesen!“

Wem wäre der ironische Stoßseufzer nicht vertraut, mit dem Wilhelm Busch sein wohl berühmtestes Opus, „Max und Moritz“, beginnt. Und böse spielen sie ihrem Umfeld in der Tat mit, die beiden Titelhelden: Da werden Hühner gemordet, Brücken zersägt, Pfeifen mit Schießpulver gestopft und Betten mit Käfern gespickt. Doch auch die scheinbar so braven und biederen Erwachsenen bekommen ihr Fett weg. Ob die pathetischen Lamenti der ihrer Hühner beraubten Witwe Bolte, die Monologe des selbstgefälligen Lehrers oder die Ansprüche des tyrannischen Onkels: In beißenden Spottversen und treffsicheren Karikaturen werden die „Großen“ beinahe mehr an den Pranger gestellt als die jugendlichen Übeltäter und halten so auch der realen Welt mehr als deutlich den Spiegel vor.

Dass Wilhelm Busch mit seiner 1865 entstandenen Bubengeschichte nicht nur den Geist seiner Zeit traf, sondern ein wahrhaft universelles literarisches Werk schuf, zeigt sich an der ungebrochenen Beliebtheit von „Max und Moritz“. Nicht nur als Buch ist es bis heute jedem Kind bekannt, auch eine Reihe gelungener Bühnenadaptionen der Geschichte liegt vor und wird Jahr für Jahr deutschlandweit präsentiert. So ist die Geschichte denn auch in der VVB gleich in vier verschiedenen Bühnenfassungen erhältlich. Sehr eng an das Original hält sich die Bearbeitung von Dietrich Korten, die in einem lebendigen Bilderbogen die Abenteuer des Lausbubenpärchens ebenso kurzweilig wie wirkungsvoll erzählt. Auch Hanswalter Gossmann orientierte sich stark am Original, das er jedoch noch um verschiedene Handlungsstränge erweitert. Günther Siegmund gibt dem bekannten Stoff durch die Einführung einer Kasper-Figur, die verschiedene mögliche Handlungsverläufe aufzeigt, eine ganz eigene Wendung. Jürgen Peter wiederum schuf eine Bühnenadaption in sehr frechem, heutigem Ton, die mit reichlich Musik aus der Feder von Michael Schellenbach versehen ist. Diese pfiffige Fassung des altbekannten Stoffs zeigt denn auch deutlich, dass das Umfeld von Max und Moritz keineswegs ganz unschuldig an deren Eskapaden ist: Eine intrigante, klatschsüchtige und verlogene Gemeinschaft, die ständig auf der Bühne präsent ist, schafft hier erst den Nährboden für die zwanghafte Unruhestifterei der beiden Erzlausbuben. „Tempo und Witz“ attestierte das Mindener Tageblatt erst Ende 2014 dieser gelungenen Bühnenfassung, die der beste Beweis dafür ist, dass die witzige und spannende Geschichte von Max und Moritz bis heute nichts von ihrem Reiz verloren hat.

– 11.03.2015