Herbstzeit ... Premierenzeit

Manch einen überkommt vielleicht ein Anflug von Melancholie, wenn die Blätter fallen und sich das Schmuddelwetter ankündigt. Kein Grund zur Trübsal aber für Theaterfans. Denn nach dem Sommer eröffnen die Bühnen ihre neue Spielzeit und locken mit vielen spannenden Premieren. Man hat regelrecht Mühe, sich zu entscheiden. Soll es ein packender Krimi sein, ein Klassiker, eine romantische Komödie? Oder gar ein Gruselschocker?

Lebendig und voller Herzenswärme beginnt die Spielzeit am Landestheater Salzburg. Dort feierte Anna Gavaldas Zusammen ist man weniger allein (Bearbeitung für die Bühne: Anna Bechstein) seine österreichische Erstaufführung und erlebte eine vielbeklatschte Premiere, und „die vier Schauspieler glänzen in der intimen Inszenierung“ (Reichenhaller Tagblatt; 14.10.2014). Das „teils sehr lustige, vor allem aber auch sensible Großstadtmärchen“ (Salzburger Nachrichten; 13.10.2014) gibt es im Oktober und November dieses Jahres zu erleben.

Ein weiterer, auch im Kino bekannter Titel überzeugt ebenfalls auf der Bühne auf ganzer Linie: „Rain Man“ von Dan Gordon nach dem gleichnamigen MGM-Spielfilm mit Dustin Hofmann und Tom Cruise. Jüngst eröffnete das Kammertheater Karlsruhe seine neue Spielzeit mit der Bühnenadaption der zu Herzen gehenden Geschichte um den autistischen Raymond und seinen großspurigen Bruder Charlie, die sich nach dem Tod des Vaters das erste Mal kennenlernen, mit herausragendem Erfolg. Schauspieler Richy Müller, vielen bekannt durch seine TV-Rollen als Tatort-Kommissar, füllte die Rolle des „Savant“ überzeugend und sensibel, und gemeinsam mit seinem Gegenpart Felix von Bredow als scheinbar egomanem Charlie gelang es dem Brüderpaar, das „Theaterpublikum in Bann zu schlagen, wie die stürmisch bejubelte Premiere belegte“ (BNN; 13.10.2014). Sämtliche Vorstellungen bis Ende des Jahres sind bereits ausverkauft, aber es gibt Hoffnung für alle Theaterfans: ab Februar gibt es Zusatzvorstellungen.

Hochspannend startet das Blutenburg-Theater, die Münchner Krimihochburg, mit Agatha Christies Mord im Pfarrhaus in die neue Spielzeit. Es gilt zu ermittlen, wer den gehassten Kirchenvorstand Oberst Hampton erschossen hat. Eine Sternstunde für die spitzfindige Miss Marple, ein Genuss für das Publikum, ein Höhepunkt der Krimispannung mit einem ordentlichen Schuss schwarzen Humors. Zu sehen in München noch bis Februar 2015.

Wer's noch etwas ungemütlicher haben will, dem sei die Uraufführung des nächtlichen Gruselstücks Geisterstunde von Jane Sinclair und Ed Wallace (Deutsch von Angela Burmeister) am 17. Oktober empfohlen. Hier wird eine Nacht im idyllischen Bed & Breakfast zu einem regelrechten Höllentrip. Das Ganze beginnt jeweils um 23 Uhr. Zu erleben im Neuen Theater Hannover und an der Komödie am Altstadtmarkt Braunschweig.

Eine weitere Uraufführungsinszenierung geht dieser Tage auf Tournee durch den deutschsprachigen Raum: Die Brüder Karamasow. Fjodor M. Dostojewski schuf eine packende Geschichte um Liebe, Leidenschaft und Verbrechen und gleichzeitig einen Text von philosophischer Tragweite, der von Manfred Greve bearbeitet wurde und in den kommenden Monaten in diversen Städten gezeigt wird.

– 14.10.2014