Dunkle Machenschaften unter hellem Sommerhimmel

Einsame Häuser, finstere Gänge, elegante Salons: Klassische Kriminalstücke spielen sich oft in Innenräumen ab und scheinen damit prädestiniert für Aufführungen im Theatersaal. Dass es jedoch auch ganz anders geht, dass Präsentationen von Krimis auf Freilichtbühnen nicht nur hervorragend funktionieren, sondern einen ganz eigenen Charme entwickeln, das demonstrierten zahlreiche Aufführungen in diesem Sommer.

So brachte beispielsweise die Freilichtbühne Nettelstedt vor leuchtend grünen Bäumen Agatha Christies klaustrophobischen All-time-favourite Und dann gab's keines mehr packend auf die Bühne. Der nervenzerreißende Krimi um eine Insel, auf der zehn Verbrecher – der Logik eines bekannten Kinderreims folgend – durch einen unsichtbaren Drahtzieher ihrer gerechten Strafe zugeführt werden, bannt das Publikum bis heute von Anfang bis Ende atemlos auf seine Sitze.

Auch Zeugin der Anklage, ebenfalls aus der Feder der Queen of Crime, verfehlt seine Wirkung auf das Publikum nie. Das vielschichtige Stück über die doppelten und dreifachen Täuschungsmanöver Leonard Voles und seiner Frau, um einen Freispruch im Mordprozess zu erwirken, wurde schon mehrfach als Freilichtproduktion realisiert – in diesem Jahr verlieh der mittelalterliche Pfarrhof der Pfarre Heiligenstadt den Aufführungen der Wiener Theatergruppe „Unser Theater“ ihre besondere Atmosphäre.

So kann auch Sabine Misiornys und Tom Müllers Dauerbrenner Zwei wie Bonnie und Clyde auf kleinen Studiobühnen ebenso wie in Freilichtaufführungen seine zwerchfellerschütternde Komik entfalten. Die Geschichte von Manni und Chantal, die vergeblich versuchen, eine Bank auszurauben und trotz aller Trockenübungen immer wieder mit leeren Händen – oder den vollen Einkaufstüten anderer Leute - zurückkommen, verfehlt auch bei Aufführungen im Freien nicht seine Wirkung.

Das gleiche gilt für Norman Robbins' „mörderischen“ Comedy-Thriller Schau nicht unters Rosenbeet. Ob unter hellem Sommerhimmel oder in düsterer gotischer Villa: Der Faszination der Familie Henk, bekannt als Auftragsmörder seit Jahrhunderten, kann sich kein Zuschauer entziehen. Als das Familienoberhaupt Septimus Henk das gesamte Familienvermögen einer unbekannten Schriftstellerin vermacht, fackeln seine trauernden Hinterbliebenen nicht lange, ihrer Profession nachzugehen, um das Erbe für sich zu beanspruchen. Blutig, grausig und zum Schreien komisch wird das Stück in diesem Sommer unter anderem von der Freilichtbühne Lohne aufgeführt.

Edgar Wallaces Die toten Augen von London, für die Bühne bearbeitet von Florian Battermann und Jan Bodinus, lässt sich ohne weiteres aus dem nebligen London vor eine sommerliche Frischluftkulisse versetzen, zum Beispiel die der Freilichtbühne Hornberg. Spannungsvoll bis zum Ende folgt das Publikum bei diesem Kriminalstück den Ermittlungen von Inspektor Holt und seiner Assistentin Diana Ward, die versuchen, die Machenschaften einer Bande von Mördern und Versicherungsbetrügern aufzudecken – und nebenbei auch das Geheimnis um Dianas Vergangenheit lüften ...

– 16.09.2014