A Most Wanted Man
Er ist ein Meister der menschlichen Abgründe, preisgekrönter Dramatiker, eingefleischter Theatermann, und er brilliert auch als Autor für Radio, Film und Fernsehen. Jetzt macht er erneut als Drehbuchautor von sich reden, denn „A Most Wanted Man“, die Verfilmung des gleichnamigen Thrillers von John le Carré, kommt am 11. September in die deutschen Kinos. In der Regie von Anton Corbijn zeigt dieser enorm spannende Thriller den Anfang dieses Jahres verstorbenen herausragenden Charakterdarsteller Philip Seymour Hoffman in seiner letzten Rolle als Geheimdienstler Günter Bachmann.
Die ebenso dichte wie „unerträglich spannende“ (Los Angeles Times) Drehbuchfassung stammt von Andrew Bovell, dem eine kongeniale Adaption des packenden Thrillers gelang. Der 1962 geborene Australier ist einer der herausragenden Autoren seiner Generation. Als Mitautor von Baz Luhrmanns skurrilem Tanzfilm „Strictly Ballroom“ wurde Bovell bereits 1992 international bekannt – in Australien war er zu dieser Zeit längst eine Institution und hatte sich dort als Autor dramaturgisch experimenteller Stücke etabliert, die sich ebenso phantasievoll wie schmerzhaft mit stets aktuellen allgemeinmenschlichen Themen auseinandersetzen: Liebe und Einsamkeit, Wahrheit und Lüge, Loyalität und Verrat.
Seine größten Erfolge erzielte Bovell bislang mit „Speaking in Tongues“ von 1997 und „When the Rain Stops Falling“ von 2008. „Speaking in Tongues“, 2001 verfilmt als Lantana, rückte den Australier schlagartig auch als Dramatiker ins internationale Rampenlicht: Das Stück über neun Menschen, die sich auf der Suche nach Liebe und Nähe heillos in ein Netz von Lügen, Betrug und Verschleierung verstricken, wurde ebenso wie der Film vielfach mit Preisen ausgezeichnet. Als „Prachtbeispiel eines geglückten Theaterexperiments“ (Donaupost) und „eine Versuchsanordnung über den Verlust von Träumen und Illusionen der Menschen“ (Niedersächsische Allgemeine) wird „Lantana“ seit seiner deutschen Erstaufführung im Hamburger Thalia-Theater 2003 auch im deutschsprachigen Raum gefeiert.
Bovells ebenfalls vielfach preisgekröntes, Zeiten und Kontinente überspannendes Familienepos Das Ende des Regens („When the Rain Stops Falling“) erzählt von einer durch Verrat und Schweigen zerstörten Familie vor dem Hintergrund apokalyptischer Regenfälle. Erst in der vierten Generation scheint ein Lösen der fatalen Verstrickungen möglich – mit dem Ende des Regens rückt die Vergebung in greifbare Nähe. Auch auf Deutsch beeindruckte „Das Ende des Regens“ bereits in zahlreichen Inszenierungen als „starke, aus in vielen Sagen und Ethnien überlieferte Metapher“ (Main Echo) und „Reise in Verwicklungen aus Schuld, Sehnsucht, Verzweiflung und schließlich Vergebung“ (Theater-Zeitung Darmstadt).
– 08.09.2014