Freilicht – mal ganz anders

Klassiker und Familientheater auf der Freilichtbühne? Na klar. Und wie steht's mit Psychothrillern und Boulevard-Komödien-Knallern? Erst recht!

Nicht nur zur Weihnachtszeit kann man Kindern attraktives Theater zeigen. Beispielsweise gelingt dies großartig in der Alten Bastei Nördlingen, wo Die goldene Gans mit vielen Kinderdarstellern bezaubernd auf die Bühne gebracht wird, und auch auf der Goethe-Freilichtbühne Porta Westfalica weiß man geschickt die vielen Nachwuchsdarsteller in einer bunten Aufführung von Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer einzubinden.

Dass Freilichttheater nicht „nur“ mit populären Titeln wie Urmel aus dem Eis und Wickie das Publikum zu begeistern weiß, stellt in der laufenden Freilichtsaison 2014 mehr als eine Bühne glänzend unter Beweis:

Zu einer atemberaubend spannenden Reise durch Raum und Zeit und bis in den finstersten Winkel der menschlichen Seele lädt die Freilichtbühne Barsinghausen das Publikum bei den Aufführungen von Michael Cooneys Die Hölle wartet nicht ein. Nicht nur gelingt es dem Team, den genialen Thriller nervenzerreißend auf die Bühne zu bringen – auch dass Aufführungen im Freien szenische Effekte erlauben, von denen die klassischen Guckkastenbühnen nur träumen können, wird hier eindrucksvoll demonstriert; unter anderem mit einem wahrhaft bühnenfüllenden Höllenfeuer.

Die Seebühne Erbach wiederum verwandelt ihre malerisch am Wasser gelegene Bühne samt Zuschauerraum kurzerhand in das Innere eines Flugzeugs: In Enrique Keils Comedycal Beatles an Bord sorgen die drei flotten Stewardessen Jeanette, Babette und Raclette trotz toter Copiloten, schadhafter Triebwerke und anderer Kleinigkeiten mit Musik, Show und Glamour für Höhenflüge der Unterhaltung.

Doch damit nicht genug: Auch klassische Tür-auf-Tür-zu-Komödien wie Ray Cooneys Doppelt leben hält besser (Taxi, Taxi) reißen bei den Festspielen Heppenheim Publikum und Presse von den Stühlen: „Turbulent? Eher schon wahnsinnig“, titelt die Frankfurter Rundschau über die rasante Bigamisten-Komödie „Doppelt leben hält besser“ von Ray Cooney im Heppenheimer Amtshof und konstatiert: „bester britischer Boulevard, der sich auch in einem hessischen Freilufttheater gut macht, wenn er so freudig und auf seine Art ernsthaft aufgeführt wird wie jetzt in Heppenheim“.

Nicht anders ergeht es John Grahams Hexenschuss am Sommertheater Winterthur und Kerry Renards turbulenter Travestie-Show Ganze Kerle! bei den Festspielen Schloss Neersen, die allesamt ihre absolute Freilichttauglichkeit glänzend unter Beweis stellen.

– 09.08.2014