Hoch soll er leben! (Absalom) erstaufgeführt

Am 4. Juni setzte das Aachener Grenzlandtheater mit seiner letzten Premiere in dieser Spielzeit einen besonderen Glanzpunkt. Das erste Mal im deutschsprachigen Raum zu sehen war dort ein atemraubendes, vielschichtiges Familiendrama, das sein Publikum zu fesseln und begeistern verstand.

Unter der Überschrift „Und alle wollen doch nur Liebe“ berichten die Aachener Nachrichten von der Deutschsprachigen Erstaufführung und schreiben: „Dass die Enkelin von Meisterregisseur Elia Kazan Talent hat, wussten viele schon länger. Zoe Kazan (30) hat sich als Film- und Theaterschauspielerin längst einen Namen gemacht und begann bereits 2003, im Todesjahr ihres berühmten Großvaters, mit der Arbeit an dem Theaterstück.“

Hoch soll er leben! (Absalom) heißt das dichte Schauspiel aus der Feder der jungen amerikanischen Autorin, die sich mit diesem Stück in die Tradition großer amerikanischer Familiendramen einreiht. Mit einer beeindruckenden Mischung aus Leichtigkeit, tiefen menschlichen Einblicken und gewaltiger Sprache führt sie die Brüchigkeit einer scheinbar perfekten Schriftsteller-Dynastie vor Augen. Gleichzeitig liefert sie das fesselnde „Psychogramm einer Familie“ (Grenzecho; 06.06.2014), in der elterliche Liebe und Aufmerksamkeit nicht gleichmäßig auf alle Kinder verteilt sind, in der sich Strukturen verfestigt haben, in der Nachkommen um ihren eigenen Platz im Leben kämpfen. Kurz: eine große Geschichte von „Liebe und unerwiderten Wünschen sowie von Sehnsüchten innerhalb einer Familie und dem Wunsch, sich von ihr zu lösen“ (Aachener Zeitung; 02.06.2014).

Zoe Kazan, selbst aus einer Familie bekannter Regisseure und Autoren, beweist ihr großes schriftstellerisches Talent. Sie entwickelt ihr Familien-Panorama leise, unaufgeregt, fast unscheinbar und verdichtet es mehr und mehr zu einem Strudel mit enormer Sogkraft. Grandiose Dialoge und herausragende Rollen machen dieses Stück zu einem atemberaubenden Krimi für Schauspieler und Publikum gleichermaßen.

Nicht zuletzt gibt sie ihrem Text vielschichtige Lesarten, vom spannenden, lebensnahen Familienstück über ein gleichnishaftes Familiendrama bis zu den Verweisen auf die biblische Geschichte von König David und seinem dritten Sohn Absalom: Dieser kehrt aus dem Exil zu seinem Vater zurück und versucht diesen zu stürzen. Darüber verliert er sein Leben, sein Tod wird vom Vater heftig betrauert.

Am Grenzlandtheater ist daraus „ein kleines, puristisches Kunstwerk geworden, in dessen Rahmen Sprache leuchten darf“ (Grenzecho; 06.06.2014) – wunderbar übersetzt von Anatol Preissler und Maria Harpner. „Für diese abgerundete und zentrierte Inszenierung zum Saisonende gab es zum Schluss der Aufführung starken Beifall.“ (Grenzecho; 06.06.2014)

– 06.06.2014