One (Wo)Man-Show

Eine Bühne, ein Darsteller. Theater-Basiszutaten in hoher Konzentration. Das logische Ergebnis sind Stücke, bei denen es ans Eingemachte geht. Hier ist keine Zeit für Ablenkung, hier kann nicht mit anderen agiert werden, hier ist man auf sich zurückgeworfen. Und stellt sich zwangsläufig ein paar Fragen. Das wird meist sehr intim, manchmal schmerzhaft, manchmal auch urkomisch. Und das Publikum freut sich. Denn wann erlebt man Menschen schon einmal so hautnah ...

... so hautnah z.B. wie Karl-Heinz König. Denn der findet sich plötzlich ganz ungeplant völlig Allein in der Sauna wieder und stellt zunehmend sein ehedem klar gezeichnetes Männerbild gehörig in Frage. Autor Frank Pinkus zeigt einen sehr komödiantischen, fast kabarettistischen und dennoch zugleich nachdenklichen Monolog mit zahlreichen Seitenhieben auf das, was das Zusammenleben von Frau und Mann oft so schwierig macht. Hier ist ein wunderbarer Theaterabend garantiert, und „mit großem Applaus und Rufen der Begeisterung“ (TA Mühlhausen) feierte das Publikum die jüngste Inszenierung der 3K-Theaterwerkstatt Mühlhausen.

Etwas mit sich selbst auszumachen, allerdings existentiellerer Art, hat auch Linda, Die Concierge von Karlheinz Komm. Nach dem Tod ihres Mannes zieht sie Bilanz. Aus dem Versuch der Verdrängung wird eine zutiefst bewegende Abrechnung mit einem sehr deutschen Schicksal. Wer sich dem stellt, wird einen unvergesslichen Theaterbesuch erleben.

Noch tiefer in die komplexen Gefilde menschlichen Gefühls und Denkens führt Joan Didion in Das Jahr magischen Denkens. Basierend auf ihren Memoiren lässt sie sich auf den Grund der Seele blicken und erzählt, was passiert, wenn das Schicksal böse zugreift und einen Menschen in seinen Grundfesten erschüttert. Ein bewegendes, schmerzendes und dennoch würdevolles Protokoll der Trauer, das zu keinem Zeitpunkt vor Selbstmitleid zerfließt, sondern oft sogar liebevolle und durchaus auch vom Humor getragene Rückblicke in ein langes und glückliches Familienleben gestattet. Ein Stück, das einen garantiert nicht kalt lässt und in der Spielzeit 2015/16 vom Schauspiel Frankfurt und dem Grenzlandtheater Aachen gezeigt wird.

All diese Stücke leben von Rollen, in denen Darsteller alle Register ihres Berufes ziehen und auf der Bühne richtig glänzen können. Und just bei diesem Gedanken kommen wir noch zu einem kleinen Nachtrag: Scheint doch die Komödie Einer für alles von Ray Cooney und Tony Hilton dem Titel nach auch ein Monolog zu sein. Doch nein, sie ist eine Herausforderung der anderen Art, denn diese irre komische Farce schickt einen ihrer Akteure gleich in vier herrliche Rollen.

– 04.01.2016