Von Cnavigo über Nuft zu Othenno

Lispeln, Nuscheln, Stottern – eigentlich absolute No-Gos auf der Bühne. Doch können Sprachfehler gerade als theatrale Mittel eingesetzt werden, die eine Rolle erst so richtig interessant machen – sowohl fürs Publikum als auch für den Darsteller. Manchmal sind es nämlich gerade diese „Fehler“, die einer Rolle das i-Tüpfelchen verleihen.

In der Pension Schöller von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby und von Horst Willems eingerichtet ist es sogar ein angehender Schauspieler der sich mit einer Sprachstörung herumschlagen muss. Statt einem „L“ sagt er „N“ und so heißt es bei ihm nicht „Othello“ sondern „Othenno“. Da kommt die Komödienmaschenerie mit noch vielen weiteren skurrilen Typen mit unvergesslichen komödiantischen Pointen so richtig in Fahrt!

Man kann einen Sprachfehler aber noch weiter auf die Spitze treiben, so in Der Floh im Ohr von Georges Feydeau in der Bearbeitung von Manfred Hinrichs. Hier kann Camille nur Vokale aussprechen. Doch dank eines „silbernen Gaumen“ kommen ihm auch Konsonaten über die Lippen. Dumm nur, wenn das Hilsmittel plötzlich abhanden kommt ... Aber das ist nur ein kleiner Ausschnitt, der dieses Lustspiel durch zahlreiche Verwicklungen und Missgeschicke auf die Spitze treibt!

In der wunderschönen Musicalfassung Urmel aus dem Eis von Frank Pinkus mit hinreißender Musik von Ines Lange und Jan-Henning Preuße stottern und lispeln sich gleich sämtliche Tiere über die Insel Titiwu. Gerade die liebevoll gezeichneten Tierfiguren mit ihren Sprachfehlern geben dieser Bühnenfassung des bekannten Kinderbuches von Max Kruse einen ganz eigenen Reiz, der Groß und Klein verzaubert.

– 19.03.2013