Gruseliges Wetter – grandioses Theater

Der Winter kann einen in die unmöglichsten Situationen bringen. Was, wenn ein Schneesturm alle Verbindungen zur Außenwelt kappt und einen mit höchst gefährlichen Personen alleine lässt? Was, wenn blutrünstige Gestalten aus dem frostigen Wald ums Haus schleichen und Einlass begehren? Zum Glück ist das ja alles nur Theater … Oder?

Klirrende Kälte, Froststarre, Kälteschauer – das gibt es nicht nur in freier Wildbahn, das gibt es auch auf der Theaterbühne. Hier aber ist es zugleich das Gegenmittel zur bedrückend grauen Jahreszeit: Spannung pur. Wie zum Beispiel beim Agatha Christie-Klassiker Die Mausefalle, bei dem in der eingeschneiten Pension Monkswell Manor ein perfider Mörder unter den Gästen sein Unwesen treibt.

Gänsehautfaktor hat auch der Thriller Der Seelenbrecher von Marc Gruppe nach dem gleichnamigen Bestseller von Sebastian Fitzek, dem erfolgreichsten deutschen Psychothriller-Autor. Hier sorgt ein Schneesturm für den klaustrophobischen Rahmen. Von der Außenwelt abgeschnitten treten Ärzte wie Insassen einen mörderischen Wettlauf gegen die Zeit mit einem unberechenbaren Psychopathen an.

Etwas phantastischer, aber nicht minder furchterregend wird der Grusel in Die Familie des Vampirs nach Tolstoi: Die grässlichen Blutsauger kommen aus dem düsteren Winterwald, um ihre Liebsten zu holen. Mareike Jonas legt auf der Basis von Marc Gruppes Bearbeitung eine schaurig-schöne Bühnenversion vor, die alles hat, was eine gute Vampirgeschichte braucht: Finsternis, Blutdurst, Magie, ein Hauch von dunkler Mystik und Liebe, die leider auch mal blind macht.

Nun gut, Spannung und Grusel sind das eine – warum dem Winter nicht einfach entfliehen, die unwirtlichen Gegenden verlassen und in Blumen und Sonne schwelgen? Genau dies unternehmen vier ganz unterschiedliche Frauen aus dem verregneten Winter-London in Verzauberter April. Sie mieten für einige Wochen ein Schlösschen in Italien und erleben dort nicht weniger als ein kleines Wunder. Matthew Barbers Bühnenbearbeitung der Novelle Elizabeth von Arnims beweist, warum dieser Titel als Buch, Film und Theaterstück längst ein Klassiker ist, und da verwundert es nicht, dass 2014 die wundervolle a.gon-Produktion bereits zum sechsten Mal auf Tournee ist.

– 28.01.2013