When the Rain Stops Falling

2003 gelang Andrew Bovell mit "Lantana" ein - auch wenn das Wort schon oft bemüht wurde, aber hier trifft es - großer Wurf. Prompt wurde sein Theaterstück verfilmt. Sein nächstes Schauspiel schickt sich an, die Fußstapfen mehr als nur auszufüllen.

Die Begeisterung ist allgegenwärtig. Im November schrieb Patricia Bennecke in 'Theater Heute': "Umso größer die Freude, dass ein neues Stück des Australiers
Andrew Bovell einen fast drei Stunden mühelos auf den spartanisch gepolsterten Bänken des Almeida Theatres hält: «When the Rain Stops Falling» folgt vier Generationen über fünf Jahrzehnte und zwei Kontinente. Im Jahr 2039 hört es in Australien nicht mehr auf zu regnen. Die Ozeane sind so verschmutzt, dass sich der 50-jährige Gabriel York nicht erinnert, wann er das letzte Mal ein Meerestier gegessen hat. Während sich das neun Kopf starke Ensemble mit Schirmen auf der nassen, grob hölzernen Bühne versammelt, fällt Gabriel ein Fisch aus den Wolken auf die Füße. Nun weiß er, welches Essen er seinem Sohn anbieten wird, der ihn nach Jahrzehnten der Funkstille besuchen kommt.

Von dieser merkwürdigen Zukunft aus wird eine episch komplexe Familiengeschichte aufgerollt. Generationspuzzlesteine fügen sich subtil zusammen, Muster von Verlassenwerden und Verlassen, von zerrütteten Vater-Sohn-Beziehungen wiederholen sich, an deren Anfang 1968 der leise, tragische Aufbruch von Gabriels Großvater aus London nach Australien steht. Als Päderast überführt, flüchtet er auf die andere Seite der Welt und schickt verzweifelte Postkarten an seinen siebenjährigen Sohn, der sein Verschwinden nicht begreift. Jahre später reist dieser als junger Mann nach Australien auf der Suche nach dem verschollenen Vater, und langsam enträtselt sich, wie die Vergangenheit die Zukunft infiziert hat. In zeitlichem Zickzack und knappen, oft ineinander fließenden Szenen verwebt Bovell inhaltliche, linguistische und interfamiliäre Leitmotive zu einer dunkel poetischen Sinfonie von Verlust und Einsamkeit. Vergewaltigung und Sexualmord, die dunkelsten Seiten Pans, zerreißen hier Lebens- und Beziehungsfäden. Michael Attenboroughs sensible Regie tränkt diese weitgreifende Chronik mit Bildern zwischen Traum und Alptraum, aus dem die Figuren, so scheint es, am Schluss doch die Chance haben, zu erwachen. Gabriel, der seinen Vater, jenen jungen britischen Reisenden auf der Suche nach seinem Vater, nie gesehen hat und so selbst vor dem Vatersein floh, öffnet schließlich dem Fremden, der sein Sohn ist, die Tür. Ihre stockenden ersten Sätze werden zu einem Gespräch, dem die Schatten der Vergangenheit wie erlöst lauschen.

Endvierziger Bovell schreibt in seiner australischen Heimat seit Mitte der Achtziger, ist in England aber kaum bekannt. Seine Europapremiere «When the Rain Stops Falling» ist vielleicht eine der spannendsten Neuentdeckungen der letzten Londoner Theatermonate."

In New York wird "When the Rain Stops Falling" ab 8. März zu sehen sein.

– 04.01.2010