Kommissare in Nöten

Der Kommissar ist nicht nur Protagonist packender Krimis und Thriller, er ist auch ein grandioser Komödienheld. Mal muss er versuchen, Licht in die absurdesten Verwicklungen zu bringen, mal sieht er sich einer Schar skurriler Figuren und Fakten gegenüber, mal sind ihm andere um Nasenlängen voraus, mal ringt er selbst höchst unterhaltsam um Glaubwürdigkeit. Ein neuer Kommissar im Programm übernimmt nun haarsträubend komische Ermittlungen in Bayern ...

Stankovic heißt er ganz unbayerisch. Und mit diesem „Päckchen“ muss er in die Provinz, wo nach einer rauschenden Faschingsparty ein Gast liegengeblieben ist. Mausetot. Doch nicht weniger eigenartig, wie der im Trubel unbemerkte Todesfall, sind die Dorfbewohner, mit denen es der Kommissar in Stankovic und die Faschingsleich' zu tun bekommt und die den Kreis der Verdächtigen ständig erweitern. Die Autoren Lisa Hanöffner und Thomas Brückner legen einen urkomischen Krimi in bayerischer Mundart vor. Kaum uraufgeführt, feierte er im Schwäbischen den nächsten „Lacherfolg ... mit rabenschwarzem Humor und gutsitzenden Gags“ (Schwäbische Zeitung; 18.04.2019). Andere Mundartfassungen sind möglich, im kommenden Jahr zur Fastnachtszeit beispielsweise zu erleben in Meenzer Mundart!

Ähnlich schwer wie Stankovic hat es Inspektor Hollister, der es in Fünf Frauen und ein Mord mit einem tödlichen Unfall auf einem abgelegenen britischen Anwesen und vor allem dessen fünf sehr unterschiedlichen Bewohnerinnen aufnehmen muss. Jene treiben den Kommissar mit einem Gewirr aus Lügen, Halbwahrheiten, Widersprüchen und Märchen nahezu in den Wahnsinn. Denn sie haben ein Geheimnis zu hüten, und dafür ist ihnen jedes Mittel recht ... Während sich der Inspektor noch windet, amüsiert sich das Publikum köstlich. Seit Jahren überzeugt diese clever gestrickte Krimikomödie von Gladys Heppleworth Bühnen wie Publikum aufs Neue.

Und was geschieht Inspektor Harry Baxter? Er sieht sich kurzerhand einer selbsternannten Co-Ermittlerin gegenüber – der neugierigen und überaus schlagfertigen Putzfrau Lily Pieper. So sehr Baxter sich bemüht, den Todesfall von Firmenchef Richard Marshall zu klären, Lily grätscht heiter dazwischen und scheut auch nicht davor zurück, mit höchst unkonventionellen Methoden auf eigene Faust herumzuschnüffeln. Keine Frage, gegen Lily ist kein Kraut gewachsen – und kaum ein Auge bleibt trocken, das die Arbeit dieses „so unfreiwilligen wie kongenialen Ermittlerpaars“ (Westfälische Nachrichten; 1.04.2019) verfolgt. Keine Leiche ohne Lily ist ein veritabler Komödien-Klassiker aus der Feder von Jack Popplewell, seit Jahrzehnten überaus erfolgreich! Ähnlich gebaut, ähnlich unterhaltsam übrigens ein weiteres Werk aus der Feder von Jack Popplewell: Kein Problem, Herr Kommissar!

Herrlich komisch wird es auch, wenn sich Kommissar Craddock in Agatha Christies Scherz beiseite mit der vorwitzigen Miss Marple messen muss. Natürlich ist ihm die ältere Dame aus der Nachbarschaft immer um eine Nasenlänge voraus und liefert mit ihrem Scharfsinn mehr als einen Hinweis, wenn nicht den Täter. Ein wunderbarer Schlagabtausch zwischen den „beiden Ermittlern“, der einen ungewöhnlichen und äußerst geschickt konstruierten Kriminalfall humorvoll anreichert. Dieser Krimi der „queen of crime“ glänzt mit fein gezeichneten, nicht selten skurrilen Charakteren, überrascht mit unerwarteten Wendungen und einer noch verblüffenderen Lösung.

Der britische Autor Peter Gordon treibt diese Art der Komik noch auf die Spitze. In seiner Krimi-Persiflage Mordstödlich! schickt er einen haarsträubend dilettantischen Inspektor Pratt ins Rennen, der den perfiden Mord an der reichen Lady Mildred aufklären soll. Herrlich spielt Gordon auf der Klaviatur bekannter Krimi-Vorlagen und schickt originelle Figuren wie den ausgedienten Colonel Craddock und seine missgelaunte Frau, einen zwielichtigen französischen Kunsthändler oder eine exaltierte Dame von Welt ins Verdächtigen-Karussell. Das Ergebnis: Ein urkomischer Fall, der gleichzeitig knifflig und gut gebaut ist und bis zum Ende bei der Stange hält.

– 27.06.2019