Plattdeutsch allerorten

Die Plattdeutsch-Szene ist lebendiger denn je. Theatertreffen, Festivals und jede Menge Aufführungen zeigen: Plattdeutsch? Löppt!

Jüngstes Beispiel: der 2. Hamborger Plattdüütsch Dag am 21. April 2018 unter dem Motto „Platt för de Stadt“, bei dem auch zahlreiche Plattdeutsche Bühnen teilnehmen.

Zum Beispiel der Heimatverein Klein Borstel mit der Komödie Willem sien Willen von Ina Nicolai (plattdeutsch von Karl Otto Ragotzky), die höchst amüsant und mit sehr menschenfreundlichem Blick das Gefälle zwischen Stadt und Land vor dem Hintergrund einer geerbten Landarztpraxis beleuchtet. Das Theater 47 aus Jenfeld zeigt an diesem Tag Ingo Sax' Lütte witte Siedenschoh, ein seit Jahren beliebtes Stück, welches das Genre „Bauernkomödie“ intelligent unterläuft, und nicht zuletzt präsentiert die Volksspielbühne Rissen ihre Inszenierung von Pam Valentines im wahresten Sinne des Wortes geistreichen Stück Gode Geister (Niederdeutsch von Hartmut Cyriacks und Peter Nissen), das eine perfekte Mischung aus turbulentem Bühnenspaß und Tiefgang bietet.

Im Stadttheater Cuxhaven erblickt von 26. bis 27. Mai 2018 ein neues Theaterfestival das Licht der Welt: Beim Festival „Neue Niederdeutsche Dramatik“, ausgerichtet vom Niederdeutschen Bühnenbund Niedersachsen und Bremen, wird es Ur- und Erstaufführungen neuer Stücke zu erleben geben sowie Inszenierungen moderner Plattdeutscher Theaterliteratur. So zeigt das Niederdeutsche Theater Neuenburg Honnig in'n Kopp (Übersetzung Frank Grupe) nach dem Film-Kassenschlager „Honig im Kopf“ von Til Schweiger und Hilly Martinek.

Nicht verpassen sollte man zudem die (nun schon) 27. Theatertage mit dem Niederdeutschen Bühnenbund Schleswig-Holstein im Freilichtmuseum Molfsee bei Kiel von 1. bis 9. Juni 2018. Hier werden jährlich ausgezeichnete Plattdeutsche Produktionen gezeigt und der Konrad-Hansen-Preis für Niederdeutsche Bühnendramatik ausgelobt. Dabei sind zwei sehr unterschiedliche Komödien, einmal der kernige Schwank Tante Adele rüümt op von Fred Bosch (übersetzt ins Niederdeutsche von Marian Lachmann), gezeigt von der NDB Rendsburg, und zum anderen die pointenreiche britische Komödie Bliev doch to'n Fröhstück von Ray Cooney und Gene Stone (Original: Bleib doch zum Frühstück, Plattdeutsch von Jochen Schütt) in der Inszenierung der Schleswiger Speeldeel.

Last but not least entwickelt sich das Stückangebot für Plattdeutsche Bühnen laufend weiter. So haben wir gleich zwei neue Komödien und einen irrwitzigen Comedy-Thriller, alle drei aus dem englischsprachigen Raum, ganz neu op Platt im Programm – allesamt übersetzt von Heino Buerhoop:

Damenwahl heißt die großartige Komödie von Jeremy Lloyd und John Chapman auf Hochdeutsch – und auch op Platt, die jüngst erstmals und mit durchschlagendem Erfolg auf Deutsch durch die Komödie 9020 in Klagenfurt aufgeführt wurde. Mit messerscharfen Dialogen und spitzen Pointen seziert diese Komödie die Jetset-Existenz ihrer Protagonisten: ein Theaterspaß der Extraklasse!

Sööts, sünst gifft't Suurt! ist eine Komödie von Ed Waugh und Trevor Wood (im Original: Süßes, sonst gibt's Saures!), in dem die leicht skurrilen Mitglieder eines „Abnehm-Klubs“ sich auf ihre ganz eigene Weise gegen die Abzocke eines Immobilienkonzerns zu helfen versuchen. Ein Stück voll wunderbar auszugestaltender Charaktere, schräg, urkomisch und dennoch voll Liebe zu den Figuren.

Dat kole Grusen lautet op Platt ein weltweit höchst erfolgreicher Thriller des Kanadiers Peter Colley (Gänsehaut), der den Zuschauer von der ersten Sekunde an packt und bis zum Ende in Atem hält. Denn dem Ehepaar Dirk und Jana, die sich in ein einsames Bauernhaus zur Erholung zurückziehen, begegnen so manch verstörende Vorfälle... Ein perfekt gebauter Thriller, in dem sich Schreckmomente und comic relief rasant die Hand reichen.

– 16.04.2018