500 Jahre Reformation und kein Ende

1517 schlug Martin Luther seine berühmten Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg mit dem Ziel, seine Kirche zu reformieren. Was er damit in Gang setzte, wurde zu einer folgenreichen Bewegung, die die Welt veränderte. Überall feiert man die Reformation. Natürlich auch auf der Bühne.

Doch wer war dieser kämpferische Mönch, der dem Volk die biblischen Lehren in seine Sprache übersetzte? Der sich klar gegen den Ablasshandel, käufliche Ämter in der Kirche und korrupte Strukturen wandte? Dessen Predigten den Bauern das Selbstbewusstsein zum Aufstand in seinem Namen gaben, und dessen wütende Antwort darauf die Landesherren für sich nutzten, um jenen mit größstmöglicher Brutalität niederzuschlagen? – Ein mutiger Mann in den Fängen und Wirren seiner Zeit, mit starkem Glauben und Überzeugungen – aber auch mit menschlichen Schwächen. So legt das hervorragende Bühnenstück von Karlheinz Komm nahe, das sich diesem Mensch und seinem folgenreichen Handeln mit einem intelligenten Kniff nähert. In Form einer fingierten Gerichtsverhandlung wird Der Fall Luther aufgerollt und liefert einen hochspannenden, komplexen Einblick in das Leben und die Zeit des großen Reformators. Einen Höhepunkt der diesjährigen Feierlichkeiten setzte zweifelsohne das TiK Neuenmarkt unter der Leitung von Jürgen Peter: Nach zwölf Jahren im Spielplan wählte man mit der Schlosskirche der Plassenburg bei Kulmbach am 31. Oktober 2017 einen ganz besonderen Ort und Termin für die Derniere, die von einem Festessen wie zu Luthers Zeiten eröffnet wurde. Bereits Ende August startete das Kleine Theater Bad Godesberg mit einer hervorragenden Produktion in die neue Spielzeit. „Zwei spannende Stunden“ (General-Anzeiger) bescherte man dort dem Publikum, das dankte mit „langem, herzlichem Premierenbeifall“ (ebda.). Zu sehen war und ist das Schauspiel im Jubiläumsjahr auch bei der Theatergruppe der Kirchengemeinde Balje, dem Theater im Zentrum Ebersbach, der Theatergruppe Creme Frech Garmisch-Partenkirchen, dem Künstlerforum Jever, dem Dellbrücker Theaterclub in Köln, dem Schlosstheater Neuwied, der Theatergruppe der ev. Luthergemeinde Rüsselsheim und bei der evangelischen Kirchengemeinde Gelnhausen.

Mit Elisabeth von Thüringen steht beim TiK Neuenmarkt ein weiteres Schauspiel von Karlheinz Komm auf dem Spielplan, das sich speziell für Kirchenräume eignet, aber natürlich auch andernorts „funktioniert“.
So auch Barrabas '82, uraufgeführt 1985 bei den Städtischen Bühnen Hagen, in dem drei Studenten wegen massiver Wohnungsnot den Karfreitagsgottesdienst sprengen und für ihre Zwecke instrumentalisieren wollen.
Oder aber Die Nacht von Flossenbürg, das auf packende Weise Leben und Sterben Dietrich Bonhoeffers in Szene setzt.
Eine weitere große Kirchenpersönlichkeit steht in Franziskus oder Die Lerche Gottes im Mittelpunkt.
Last not least Der Küsterin Weihnachtsabend. Hier werden sehr persönliche Erlebnisse einer Küsterin zum Dreh- und Angelpunkt für ein wahrhaft wunderbares Weihnachtsstück.

– 01.11.2017