Märchen ohne Ende

Die Feiertage sind vorbei und der triste Alltag kehrt wieder? Aber nicht doch! Auch 2015 gibt es weiterhin jede Menge Märchen für große und kleine Kinder, Einzelgänger und Familien zu sehen – so dass die Weihnachtszeit im Januar noch aus- und nachklingen kann und für eine sanfte Landung im neuen Jahr sorgt.

Apropos sanfte Landung: Was könnte hierfür passender sein als der Phantasieflug auf einem Zauberteppich – mitten hinein in die Welt Aladins, der zwar kein Handwerk gelernt hat, aber dennoch durch Findigkeit und Mut, und mit Hilfe des Lampengeistes Baba und des Ringgeistes Elisa, ein Abenteuer erlebt, das seine kühnsten Träume übersteigt. In der zauberhaft poetischen und pointenreichen Fassung von Frank Pinkus begeistert Aladin und die Wunderlampe die Zuschauer stets auf Neue – so aktuell in Hagen, am Theater Hasper Hammer.

„Höchst amüsant, turbulent und lustig“ (Schwarzwälder-Bote) geht es auf Schloss Canterville zu, wenn der Hausherr, Das Gespenst von Canterville, versucht, sich gegen das entschieden respektlose Eindringen einer amerikanischen Familie in sein altehrwürdiges Heim zur Wehr zu setzen. Eberhard Möbius adaptierte Oscar Wildes brillante Spuksatire als tempo- und pointenreichen Bühnenknaller, der aktuell an der Badischen Landesbühne Bruchsal Triumphe feiert.

„Restlos begeistert“ (Nordwest-Zeitung) zeigen sich die Zuschauer auch von Frank Pinkus' höchst vergnüglicher Das Dschungelbuch-Bearbeitung. Ganz nah am berühmten Disney-Film tobt Rudyard Kiplings Wolfs-Adoptivsohn Mowgli hier mit seinen Freunden, dem Panther Bagheera und dem gemütlichen Bären Baloo, über die Bühne, legt sich mit Affen, Schlangen, Elefanten und Tigern an und findet schließlich seinen Weg zurück zu den Menschen. Dieses spannende und unterhaltsame Dschungelabenteuer für die ganze Familie ist aktuell im Kindertheater Kaufungen zu sehen.

Lang bekannt aus Buch und Film ist auch Runer Jonssons kleiner Wikingerheld Wickie. In Josef Göhlens temporeichem Theaterstück Mein Freund Wickie, von Christian Bruhn maßgeschneidert mit Musik versehen, zeigt der kleine Wickie seinen größeren und stärkeren Freunden einmal mehr, wo der Hammer hängt – und dass Mut und Kraft allein noch lange keinen echten Helden machen. Im Figurentheater Marotte Karlsruhe und im Theater der Jungen Welt Leipzig lässt dieser Klassiker weiterhin die Herzen höher schlagen.

Eine der berühmtesten Märchenreisen überhaupt ist die der kleinen Dorothy und ihres Hundes Toto von Kansas in das magische Land Oz. Der Zauberer von Oz aus der Feder von Frank L. Baum beschreibt die Reise Dorothys und ihrer Kameraden – des Blechmanns, der Vogelscheuche und des ängstlichen Löwen –, das Wachsen ihrer Freundschaft und wie am Ende alle erkennen, dass das, was sie sich am meisten gewünscht haben, stets ganz nah war. In der Bearbeitung von Manfred Hinrichs bezaubert das moderne amerikanische Märchen als „ausgesprochener Glücksgriff“ (Mitteldeutsche Zeitung) das Publikum immer wieder von Neuem, zuletzt beim Untermeitinger Theaterverein Laetitia.

Doch auch für Liebhaber der klassischen Märchen gibt es keinen Grund zur Klage. Ob Die Gänsehirtin am Brunnen in der Fassung von Robert Bürkner an der Kleinen Bühne 70 in Kassel oder Hans Christian Andersens Des Kaisers neue Kleider in der Bearbeitung von Tobias Kilian und Ronald Schober im Theater der Altstadt Nürnberg; ob Frau Holle in der Adaption von Carl Josef Grund am Frankfurter Papageno-Theater oder Rumpelstilzchen in der sehr lebendigen Fassung von Hans Thoenies am Theater für Kinder München: Hier kommen Jung und Alt auf ihre Kosten, dürfen Lachen und Weinen, Mitmachen – und am Ende begeistert applaudieren.

– 06.01.2015