1, 2, 3, Platt

Slapstick-Komödie, skurrile Farce, urkomischer Märchen-Schwank, zauberhaft-nachdenkliche Komödie: Auf eine Neuinszenierung und drei brandneue Übersetzungen von bereits auf Deutsch, Englisch und Französisch aufgeführten Publikumserfolgen dürfen sich Freunde des niederdeutschen Theaters jetzt freuen.

1997 feierte Genug ist nicht genug in der Darmstädter Komödie Uraufführung, und diverse Inszenierungen in verschiedenen Sprachen folgten. Seit 16. November steht diese Komödie von Nick Walsh mit dem Titel De schöönste Dag in't Johr auf dem Programm des Ohnsorg-Theaters und verzückt jetzt auch das Hamburger Publikum. Regisseur Jasper Brandis hält die Zimmerschlacht anlässlich einer verunglückten Familienfeier wunderbar in der Schwebe; er bringt das Stück „mit Wortwitz und präzisem Timing auf die Bühne. Seine Figuren duellieren sich mit einer Schlagfertigkeit, die an Bösartigkeit kaum zu übertreffen ist“ (Hamburger Abendblatt). Dabei verschreckt er das Publikum nicht, stattdessen lässt „ein wunderbar komödiantisches Ensemble“ (Morgenpost) die Zuschauer mit Begeisterung teilhaben an den Entgleisungen der kleinen Geburtstagsgesellschaft, bei der jeder sein Fett abbekommt.

Erfolgversprechend sind auch drei niederdeutsche Neuzugänge: In Ray Galtons und John Antrobus’ Farce Arm un Been findet sich Flugbegleiter Dennis unverhofft in einer unmöglichen Situation wieder: Frisch verlassen von seiner Frau, muss er deren unverhofft vor der Tür stehenden verschmähten Liebhaber trösten, während im Hintergrund seine bösartige Schwiegermutter lauert und aus seiner Tiefkühltruhe alle möglichen Körperteile auftauchen. Wer glaubt, nun alles über diese rasant-irrwitzige Tour de Force zu wissen, der ist dem Vogel Strauß, den Fleischpasteten und der Leiterin der nahegelegenen Privatklinik noch nicht begegnet ... Ein himmelschreiend komischer schwarzhumoriger Theaterspaß, der bei seiner Pariser Uraufführung im Oktober 2013 von der Presse begeistert gefeiert wurde: „ein Festschmaus vom Hauptgericht bis zum Dessert“, „geschüttelt wie ein englischer Cocktail. Maßlos zu verzehren.“ (Pariscope)

Nicht weniger vergnüglich geht es in Andreas Keßners märchenhafter Komödie De Geist ut de Lamp zu. Hier findet die resolute Witwe Emma zu ihrem großen Erstaunen einen waschechten Lampengeist in einer Öllampe – einem Mitbringsel ihrer Tochter aus Dubai. Kaum hat sie sich überzeugt, dass der gutherzige Geist tatsächlich über Zauberkräfte verfügt, beginnt auch schon der Wirbel: als einer nach dem anderen von Emmas Verwandten, Freunden und Nachbarn den Geist aus der Lampe holt und die Erfüllung dreier Wünsche einfordert. Lampengeist Constantin wiederum ersehnt sich nichts mehr als die Freiheit – doch dazu braucht es wahre Liebe und einen Ersatzgeist ... Heiter-romantische Abendunterhaltung mit schlagfertigen Dialogen, trockenem norddeutschen Humor und liebenswert-kauzigen Charakteren.

Überirdisch gut geht es auch in Mudder un de Engel von Donald R. Wilde zu. Erzählt wird die Geschichte der energischen Eleanor Rheingold, die nach einem Sturz von ihrem Sohn im Altersheim untergebracht wird. So leicht lässt Eleanor sich allerdings nicht aufs Abstellgleis schieben. Als ihr kurz darauf auch noch Engel Charles erscheint und sie umstandslos ins Himmelreich entführen will, hat sie genug: Mit Witz und Sturheit ringt sie dem verdatterten Engel drei Wünsche ab – und nun geht das Leben erst richtig los! Eine witzige, tiefsinnige und anrührende Erzählung über die Schattenseiten des Älterwerdens, über Liebe, Freundschaft und Lebensmut. Von Donald R. Wilde steht übrigens ab Januar eine weitere Komödie als niederdeutsche Erstaufführung auf dem Programm des Ohnsorg-Theaters: Wat den een sien Uul.

– 17.11.2014