Liebe, Zelte, Mückenspray

Langsam ist es an der Zeit, den Wohnwagen winterfest zu machen – Urlaub auf dem Campingplatz ist immer ein Erlebnis der ganz eigenen Art: Leben auf engstem Raum mit Familie, Freunden, Unbekannten; für den einen oder anderen Städter ungewohnte Naturnähe – und nicht zu vergessen die schier unüberbrückbaren Abgründe zwischen Erstcampern und den alteingesessenen Dauercampern. Die Krisen und Chancen, die sich aus diesem Beisammensein jenseits des Alltagstrotts ergeben, liefern prächtigen Stoff für mehr als ein saftiges Theaterstück.

In Frank Pinkus’ schwungvoller Komödie Bären lernen neun Camper in der Wildnis der kanadischen Rocky Mountains, dem Leben wieder neue Seiten abzugewinnen: Verspieltheit, Verrücktheit, Spontaneität. Wie die drei Paare und drei Männerfreunde den Umgang mit Bären, Elchen und Mücken sowie mit ihren eigenen Schwächen und denen der anderen meistern – das ist der Stoff dieser frischen Urlaubskomödie mit ihren dankbaren Rollen und umwerfend komischen, aus dem Leben gegriffenen Situationen.

Ebenfalls aus der Feder von Frank Pinkus stammt die Camping-Komödie Runter zum Fluss. Hier sind es die frisch Verlassenen Anke und Karsten, die sich unversehens in einem gemeinsamen Zelt wieder finden. Zwei höchst gegensätzlichen Charakteren – einem biederen Standesbeamten und einer temperamentvollen Busfahrerin mit großem Mundwerk – gelingt es, gegen- und miteinander, allmählich die inneren Schutzwälle herunterzulassen und einander näher zu kommen: Eine ebenso reizvolle wie turbulente Komödie à deux, die seit 2002 Darsteller und Publikum begeistert.

Auch in Bodo Schirmers Einmal Camping, immer Camping ist der Campingplatz Dreh- und Angelpunkt einer ebenso überdrehten wie temporeichen Komödie. Als Erstcamper und handwerkliche Niete hat Hans auf dem Campingplatz Latschensee einen besonders schweren Stand – vom Stress mit Frau und Sohn einmal ganz abgesehen. Da sind Querelen mit Pächter Heinz und seinem Kumpel Erwin vorprogrammiert. Kommen dann noch Besitzerin Rosalinde, ein mehr oder weniger toter Dackel und jede Menge Alkohol ins Spiel, dann ist das turbulent-komödiantische Chaos nicht mehr aufzuhalten.

Zelten ist nicht immer Urlaub - das weiß niemand besser als die tapferen Kreuzritter in Frank Pinkus’ und Nick Walshs Mitmach- und Märchen-Spektakel Die Retter der Tafelrunde. Ein Kreuzzug ist schließlich alles andere als ein Zuckerschlecken: Da wird exerziert, diskutiert, duelliert, gedichtet, gekämpft und geworben, und das alles unter kräftiger Mitwirkung des Publikums – denn noch ist die Tafelrunde nicht vollständig. Ob dichtender Preuße, aufbrausender Franzose oder höchst schlicht gestrickter Siegfried-Nachfahre: Bei diesem Mittelalter-Spektakel kriegt jeder sein Fett weg – und bis zum allseitigen Happy End löst die „interaktive Komödie“ mehr als einmal „Lachstürme der Zuschauer“ (WNZ) aus.

– 10.10.2014