Von Kürbissen, Geistern & Co.

Götter und Dämonen auf der Bühne gehören seit jeher zum Theaterinventar – denn manch eine verzwickte Situation lässt sich nur durch überirdische Intervention wieder ins Lot bringen.

Hautnah erlebt das der Erziehungsexperte Ben Bennigsen in Angelika Bartrams Himmel, hilf!: Er ist Bestsellerautor und gefragter Fachmann, und er hat ein wohlgehütetes Geheimnis: Er ist single und kinderlos. Als sein Verlag ihn vor die Wahl stellt, eine Homestory zu veröffentlichen oder einen Erziehungs-Oscar zu verleihen, kann nur ein waschechter Schutzengel ihm noch helfen, aus dem hausgemachten Schlamassel herauszukommen …

Auch die 76-jährige Eleanor in Donald R. Wildes Komödie Wer glaubt schon an Engel findet sich unversehens in himmlischer Gesellschaft wieder. Keineswegs erfreut über die Absicht des Engels Charles, sie in den Himmel zu expedieren, nötigt sie ihm ab, ihr zuerst noch drei Wünsche zu erfüllen …

Überirdische Gäste bevölkern auch Cobbler's Cottage in Pam Valentines Komödie Gute Geister: Seit der Schriftsteller Jack Cameron und seine Frau Susie bei einem Unfall ums Leben gekommen sind, spuken sie in ihrem ehemaligen Haus – der bekennende Atheist Jack wurde an der Himmelpforte abgewiesen – und vergraulen potentielle Käufer. Als sich jedoch der junge Simon und seine schwangere Frau Flic in das Haus verlieben, „erlauben“ Jack und Susie ihnen einzuziehen. In der bizarren Wohngemeinschaft fühlen sie sich bald für das junge Paar verantwortlich – und als bei der Geburt des Kindes Komplikationen auftreten, steht Jack plötzlich vor einer wichtigen Entscheidung ...

Ein ganz und gar irdisches Himmelreich ist die gleichnamige Pension in Walter G. Pfaus' spritzigem Volksstück Das Himmelreich ist ausgebucht. Hier versucht die Wirtin Olga, ihr Unternehmen in Schwung zu halten, das durch Geldmangel und den Tod des Besitzers akut bedroht ist. Ihre undurchsichtigen Gäste und ihr notorisch klammer Ex-Mann sind ihr nur bedingt eine Hilfe – gut also, dass Schutzengel manchmal auch in menschlicher Gestalt daherkommen.

Auch der Taxifahrer Sam Leibowitz in João Bethencourts Komödie Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde will nicht auf göttliche Hilfe warten. Er entführt kurzerhand den Papst, der auf Staatsbesuch in New York ist und sperrt ihn in seine Speisekammer, um einen Weltfriedenstag zu erzwingen ...

Dass auch die Hölle menschengemacht sein kann, beweist Jiri Sik-Polaks albtraumartige Dystopie Der Höllenführer, in der verlorene Seelen in einem unterirdischen Schacht herumirren: Ein Schauspieler auf der Suche nach seiner Frau, Mitarbeiter einer mysteriösen Behörde, ein Geist und eine blinde Frau – sie alle sind auf der Suche nach Erlösung und werden doch immer wieder nur auf sich selbst zurückgeworfen.

John B. Priestleys Seit Adam und Eva widmet sich dem Himmel und der Hölle, welche die Menschen einander selbst bereiten – und wo tun sie das mehr als in der Liebe? Drei Paare – eines musiziert, eines moderiert, eines demonstriert – zeigen im Spiel die Fallstricke der Liebe, die Missverständnisse zwischen Männern und Frauen und das immer wieder gleiche Muster von Streit und Versöhnung, Kränkung und Hoffnung, das jede Liebesbeziehung zur lebenslangen Herausforderung macht.

In Ingo Sax' historischem Spaß Zeus & Consorten schließlich stürmen die Götter selbst die Bühne. Hera und Zeus, Eros und Aphrodite, Ares und Athene – sie alle langweilen sich auf den Höhen des Olymp und beschließen, einen Betriebsausflug nach Athen zu unternehmen: Da ist das turbulent-amüsante Chaos vorprogrammiert!

– 30.10.2014