Mach mir die Marilyn, Joachim!

Wenn das Publikum laut johlt und das herzhafte Lachen sich langsam zu einem fast hysterischen Kreischen hochschraubt, kann man sich fast sicher sein: Hier stehen Männer in Frauenkleidern auf der Bühne. Oder schicken sich mit Mühe dazu an. Oder geraten dadurch in Kalamitäten. Das schier Unglaubliche: Dieser Spaß scheint sich nie abzunutzen. Wahrscheinlich weil er ist wie er ist: einfach nur komisch.

Das weiß auch Autor Frank Pinkus, der bekannt ist für seine ebenso witzigen wie gefühlvollen Komödien. In dieser Liga spielt sein Stück Agathe und ich, in der der arbeitslose Journalist Klaas mit seinen sensiblen Artikeln unter weiblichem Pseudonym plötzlich bei einem großen Frauenmagazin punktet. Es winkt eine Festanstellung. So wird er kurzerhand „Agathe“ – und los bricht ein irre komisches Versteckspiel, das nur noch irrer wird, als die Liebe auch noch mitspielen will.

Auf die Spitze treibt die Kanadierin Kerry Renard das Männer-zu-Frauen-Verkleidungsspiel in Ganze Kerle! Vier Mitarbeiter eines Paketdienstes entschließen sich, Geld für Ihren Chef zu sammeln, damit dieser die teure Augen-OP seiner Tochter bezahlen kann. Schnell haben sie die ultimative Idee: eine Travestie-Show soll die Kasse klingeln lassen. Jetzt geht es ans Üben – und da bleibt kein Auge mehr trocken.

Selbst die Meister der aberwitzigsten Komödien Ray Cooney und Michael Cooney setzen auch immer wieder auf den Travestie-Gag, z.B. in der irren Verwechslungs- und Verwandlungskomödie Und ewig rauschen die Gelder um den gewieften Sozialbetrüger Eric Swan, wenn der Untermieter zur Vermieterin mutiert. Oder in der rasanten Farce Und alles auf Krankenschein, in der ein ehrbares Krankenhaus plötzlich zum gnadenlos komischen Tollhaus wird und sich ehrbare Ärzte in Schwestern-Kittel werfen. Und das jeweils ist nur eine Attacke auf die Lachmuskeln der Zuschauer, die meist vor pausenlosem Lachen nur noch nach Luft schnappen können. Einfach unschlagbar!

Schräge Verkleidungsspiele sorgen auch in Verrückte Verhältnisse von Richard Harris für ungehemmtes Gelächter. Mit bissigem Witz, Slapstick-Einlagen und haarsträubenden Verwicklungen zeichnet die Komödie das Bild von drei „ganz normalen“ Ehen, bei denen Schwiegermutter, Freunde und Verflossene noch eifrig mitmischen.

Last not least steht auch die „Mutter der Travestie“ zu Recht immer noch auf den Spielplänen: Brandon Thomas' Charleys Tante kennt so gut wie jedes Kind, dicht gefolgt von Der Bräutigam meiner Frau von Otto Schwartz und Georg Lengbach.

– 05.04.2013