Alle Jahre wieder ... kommt die Märchenzeit

Die Blätter fallen, es wird kälter und früh dunkel. Ungemütlich? Nicht im Theater – hier schlägt die große Stunde der Weihnachtsmärchen und Kinderstücke. Viele kleine und große Bühnen verwandeln das schlechte Wetter in stimmungsvolle Vorweihnachtszeit für die ganze Familie. Mit großen Augen können Klein und Groß nun wieder spannende Abenteuer miterleben, in verwunschene Welten eintauchen und bezaubernden Geschichten lauschen.

Zur Einstimmung auf die festliche Zeit entscheiden sich viele Bühnen für bekannte Märchen in klassischen und auch modernen Varianten. Das Deutsch-Sorbische Theater in Bautzen zeigt z.B. Frau Holle in der wunderbar heiteren Fassung von Dirk Hiemesch, am Theater Pforzheim steht Dietrich Kortens gelungene Bearbeitung von Max und Moritz auf dem Spielplan. Eine eingängige Version der Bremer Stadtmusikanten von Manfred Hinrichs mit der ebenso stimmungsvollen wie witzigen Musik von Stefan Hiller ist im Hamburger Kleinen Hoftheater und auch in Dortmund zu sehen. Mit Froschkönig Ferdinand findet eine moderne und frische Version des Froschkönig-Märchens z.B. in Neumarkt, Jever und Laupheim auf die Bühne. Und eine weitere junge Adaption wird mit Des Kaisers neue Kleider von Tobias Kilian und Ronald Schober in Neutraubling und Prien aufgeführt. Eine völlig neuartige Umsetzung des Schneewittchen-Stoffs ist im Winterhuder Fährhaus zu sehen: Schneewittchen und die sieben Zwerge – Das HITreißende Musical aus der Feder von Christian Berg, der – wie der Titel richtig vermuten lässt – bekannte Schlager in das Buch integriert, die das begeisterte Publikum zum Mitklatschen und -singen animiert. Einen weiteren Erfolg feiert die noch junge Bearbeitung Nils Holgersson von Inga Hellqvist nach Selma Lagerlöfs Bestseller. Nach der Uraufführung im vergangenen Jahr ist diese nun beim Landestheater Schwaben zu sehen, und weitere Inszenierungen folgen.

Auch musikalische Klassiker „funktionieren“ im Kindertheater, und so steht Schwarzer Peter, die 1936 uraufgeführte und seitdem an unzähligen Häusern nachgespielte Oper, in diesem Jahr im Theater Baden bei Wien auf dem Spielplan.

Neben klassischen Märchen erfreuen sich auch Adaptionen erfolgreicher Kinderbücher wie Urmel aus dem Eis oder Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer großer Beliebtheit. Immer wieder ein Renner sind da z.B. die schmissigen Jim-Knopf-Fassungen von Christian Berg mit der Musik von Konstantin Wecker, die dieses Jahr auf vielen Profi- und Amateurbühnen laufen, aber auch die Schauspiele von Michael Ende beweisen ihre Zeitlosigkeit auf kleinen ebenso wie auf großen Bühnen. Die Winterinszenierung der Autostadt Wolfsburg bringt Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer nun sogar getanzt aufs Eis! Und auch das Urmel nach dem Buch von Max Kruse ist dieses Jahr viel zu sehen, beispielsweise am Landestheater Castrop-Rauxel, bei den Städtischen Bühnen Lahnstein, im Papageno-Theater Frankfurt und bei Amateurbühnen in Hamburg, Dielheim, Dernbach und Barmstedt. Einem breiten Publikum bekannt wurden manche dieser Stoffe durch die Augsburger Puppenkiste, und hierzu zählt auch Bill Bo und seine Bande aus der Feder von Josef Göhlen, der auch Wickie mit der Originalmusik von Christian Bruhn für die Bühne bearbeitete.

Nicht zu vergessen die für das Theater geschriebenen Originaltheaterstücke, beispielsweise von Christina Stenger, die es wunderbar versteht, lustige und warmherzige Geschichten kindgerecht zu erzählen, z.B. in ihren Werken Isidor wird Nachtgespenst und Philly Phantastico. Zauberhafte Stücke für Kinder, die beweisen, dass es nicht immer eines bekannten Titels bedarf, um das Publikum zu erreichen und zu begeistern, schreibt auch Angelika Bartram, so z.B. das Märchen Mondragur, zu sehen in diesem Jahr in Kulmbach.

– 20.11.2012