NEU: Absalom

Mit „Absalom“ legt die junge amerikanische Autorin Zoe Kazan ihr beeindruckendes Erstlingswerk vor, das bei seiner Uraufführung im März 2009 beim Humana Festival begeistert gefeiert wurde.

Zoe Kazan schreibt in bester Tradition großer amerikanischer Familiendramen über die Brüchigkeit einer scheinbar perfekten Dynastie: Der Schriftsteller-Clan Weber feiert die Veröffentlichung der Autobiografie ihres Patriarchen, und das Haus am See erwartet eine Schar illustrer Gäste. Doch die eigentlichen Highlights des Abends spielen sich am Rande der Feier, nicht auf der Tanzfläche ab. Ein erfolgsverwöhnter Vater, der seine drei Kinder nicht halb so sehr liebt wie den hochbegabten Ziehsohn, der an diesem Abend nach jahrelanger Funkstille wieder auftaucht. Eine Tochter und zwei Söhne, deren Existenzen sich aus dem Schatten des übermächtigen Vaters nicht lösen können. Ungelöste Konflikte, unerwiderte Gefühle, zurückgehaltene Emotionen - und so entblättert sich in dieser Nacht die Vergangenheit Schicht für Schicht, reißen alte Verletzungen neue Wunden. Ein Kreislauf, der sich endlos weiterdrehen und keinen der Beteiligten freigeben wird ...

Das Familien-Panorama entwickelt sich leise, unaufgeregt, fast unscheinbar und wird letztlich zu einem Strudel mit enormer Sogkraft. Grandiose Dialoge und herausragende Rollen machen dieses Stück zu einem atemberaubenden Krimi für Schauspieler und Publikum gleichermaßen. Unabhängig von einer spannenden Familiengeschichte, die sich vor der „Katze auf dem heißen Blechdach“ und anderen Klassikern der (amerikanischen) Literatur nicht zu verstecken braucht, gelingt es der Autorin in Absalom mit einer für ihr Alter überraschenden Reife und Tiefe, ihre Geschichte und die Figuren behutsam zu entwickeln.

Lesenswert! Inszenierenswert! Sehenswert!

– 15.10.2009