Andrew Bovell – ausgezeichnet!

Bei den 31. Bayerischen Theatertagen 2013 in Nürnberg gewann das Stadttheater Ingolstadt mit Caro Thums Inszenierung von Andrew Bovells „Das Ende des Regens“ den 1. Preis für eine herausragende Produktion. „Ein großer Theaterabend“, so lautete das Urteil der Jurorin und Dramatikerin Kerstin Specht. „Die Regisseurin Caro Thum liefert dazu eine eindrucksvolle Inszenierung, die die Strukturen transparent macht und die Tragödie mit luzider Leichtigkeit erzählt.“

Und weiter: „Die Leidensgeschichte der zwei Familien hat sie angebunden an die Weltgeschichte, die Vor- und Rücksprünge des aufgehobenen Zeitkontinuums werden durch Videosequenzen historischer Filmaufnahmen deutlich gemacht. Wolf Gutjahr hat dazu eine klare Bühnenästhetik geschaffen, die mit verschiedenen Größenverhältnissen spielt und dem australischen Kontinent die fast leere Bühne gibt, über der, wie eine kleine versprengte Raumkapsel der Wohnkubus der Londoner Familie schwebt. Das souveräne Ensemble, Ulrich Kielhorn, Manuela Brugger, Carolin Schär, Sascha Römisch, Ingrid Cannonier, Victoria Voss, Anjo Czernich, Ralf Lichtenberg, Enrico Spohn, führt durch die Themen Pädophilie, Demenz, Alkoholismus mit unvergleichlicher Leichtigkeit und Schönheit.“

Wie zuvor beim Publikum in Ingolstadt, der Presse und der Fachjury löste die Produktion auch bei bei der eigens für die Bayerischen Theatertage ins Leben gerufenen Jugendjury Begeisterung aus: „gigantisches Bühnenbild“ und „packende Geschichte“.

Kaum jemand versteht es wie der australische Autor Andrew Bovell rätselhafte, vielschichtige Dramen aus verschiedenen Figuren, Ereignissen, Zeit- und Raumebenen zu stricken. Seine Stücke haben eine Vehemenz und Sogkraft, der sich niemand entziehen kann. Sie sind unberechenbar, verrückt und erschreckend, gleichzeitig poetisch und berührend. Stücke, die man nicht mehr vergisst.
Wir freuen uns, zwei Werke von ihm präsentieren zu können:

Zum einen Lantana, ein faszinierendes Vexierspiel über menschliche Beziehungen. Zwischen Eheproblemen, flüchtigen Seitensprüngen, zufälligen Begegnungen und Hinweisen zu einem Verbrechen tauchen undurchschaubare und irritierende Zusammenhänge auf – ein intellektuelles Vergnügen und berührendes Stück zugleich. „Lantana“ feierte 2003 seine vielbeachtete deutschsprachige Erstaufführung am Hamburger Thalia-Theater unter der Regie von Faust-Preisträger Stephan Kimmig. Und bis heute begeistern sich Bühnen und Publikum für dieses „genial durchdachte Stück mit seiner faszinierenden Dramaturgie“ (Zevener Zeitung; 06.11.2009). Dabei hat sich immer wieder gezeigt: „Lantana“ funktioniert sowohl auf kleinstem Raum als auch auf der großen Bühne.

Zum anderen präsentieren wir Ihnen Das Ende des Regens, ein Familiendrama „mit der Wucht einer griechischen Tragödie“ (FAZ, 10.10.2011), eine komplexe Partitur aus wiederkehrenden Motiven, starken Symbolen und schicksalhaften Verstrickungen. Seit seinem ersten Erscheinen auf deutschen Bühnen 2010 am Schauspiel Bonn hat es einen wahren Siegeszug durch deutsche Profi-Bühnen angetreten. Die verschiedensten Bühnenraumlösungen wurden gefunden – alle sehr überzeugend. Zuletzt faszinierte „Das Ende des Regens“ am Theater Ingolstadt als Stück „um das große Rätsel des Menschseins“ (Donaukurier/meinestadt.de; 10.12.2012). „Unbedingt anschauen!“, hieß es dort weiter. Das können wir nur unterschreiben.

– 21.06.2013