Auf in den Kampf, die Schwiegermutter naht ...

Hach, die liebe Familie! Wer kennt das nicht: Hier geht es zwischenmenschlich so richtig zur Sache. Da fliegen die Fetzen, da kochen die Emotionen hoch, da ist man füreinander da, da besteht man Krisen gemeinsam, da liebt man sich, da hasst man sich – Im Kreise der Lieben tummeln sie sich alle, die kleinen Schwänke und die aberwitzigen Komödien, die anrührenden Tragikomödien und die echten Tragödien und nicht zuletzt die großen Dramen. Die meisten von ihnen sind mehr als bühnenreif. Vorhang auf für ein paar Highlights aus unserem Programm.

Beginnen wir mit dem „Komischen Fach“ – denn was böte mehr Stoff für herrlich komische und bitterböse Situationen als die Familie, mit der doch jeder irgendwie zu schaffen hat.

Davon kann Erich in Genug ist nicht genug von Nick Walsh ein Lied singen. Seine Frau Helga will für ihn eine Geburtstagsparty ausrichten. Doch leider hat keiner Lust zu kommen – außer Helgas Schwester und ihrem Mann Hagen. Und Ruck-Zuck wird aus dem geplanten netten Beisammensein ein für den Zuschauer äußerst amüsantes Inferno ... Eine Komödie voller Komik und dabei immer spürbarer Tragik, voller Hilflosigkeit und Menschlichkeit!

Ähnlich menschenfreundlich, pointenreich und zugleich anrührend geht es in Was zählt, ist die Familie! von Joe DiPietro zu. Hier erfährt der 29-jährige Nick am eigenen Leibe, wie anstrengend aufopferungsvolle Liebe seitens der Familie sein kann. Und wie wichtig ihm die lieben Verwandten am Ende doch sind. Ein liebenswertes und sehr amüsantes Stück mit sechs Traumrollen.

Kurzweilig und wunderbar überdreht greift Jack Popplewell in Die lieben Kinder das Thema Familie auf und lässt die Enkel das Leben von Oma Beatrice gehörig kriminell aufmischen – ein saftiger Generationen-Spaß!

Auch Müttern können die lieben Kleinen das Leben schwer machen – vor allem, wenn sie mit der Wahl des neuen Mannes an ihrer Seite nicht zufrieden sind. Wie man die ewig nörgelnden Kinder auch mal mit Wonne schockieren kann, zeigt Ina Nicolai mit Unser Problem heißt Mama – aus dem Leben gegriffen und einfach nur zum Brüllen.

Das geht natürlich auch umgekehrt. Denn Urlaub mit Papa (Dora Heldt) ist nun wirklich nicht jedermanns Traum. Zumindest nicht für die frisch geschiedene Christine, die Papa Heinz nun mit zu ihrer besten Freundin schleifen muss. Und es kommt, wie es kommen muss: Chaos auf der ganzen Linie. Jan Bodinus' herzerfrischende Bühnenfassung bringt den Erfolgsroman wunderbar auf die Bühne.

Bei aller (Alltags-)Komik rund um die liebe Familie, letztere birgt auch das Potential für Dramen von erschütternder Tragweite. So zum Beispiel in Andrew Bovells Das Ende des Regens, einem komplexen Familienepos über verschiedene Generationen und Kontinente hinweg, einer Reise durch Schuld, Sehnsucht, schicksalhafte Verwicklungen, Verzweiflung und Vergebung. Ein Puzzlespiel, das den Zuschauer intellektuell herausfordert, und eine zutiefst berührende Geschichte zugleich.

Bestes Well-made-play und ein großes Familiendrama zeichnet nicht zuletzt Zoe Kazan in ihrem Stück Absalom: Der erfolgreiche Schriftsteller und Familienpatriarch Weber feiert die Veröffentlichung seiner Autobiographie mit einem rauschenden Fest. Da taucht nach vielen Jahren Funkstille der vom Vater heißgeliebte Ziehsohn wieder auf – und mit ihm kommen ungelöste Konflikte auf den Tisch. Zunächst noch leise, fast unscheinbar entwickeln sie sich zu einem Strudel von enormer Sogkraft, der keinen Beteiligten mehr loslässt. Grandiose Dialoge und herausragende Rollen machen dieses Stück zu einem atemberaubenden Krimi für Schauspieler und Publikum gleichermaßen. Überzeugen Sie sich selbst, z.B. bei der DSE am Aachener Grenzlandtheater, die in der Spielzeit 2013/14 ansteht. Wir freuen uns darauf!

– 22.05.2013